Dr. Pia Gutiérrez und Dr. Raquel Fernández Menéndez haben beide ein Stipendium der Alexander von Humboldt Stiftung erhalten.
Dr. Pia Gutiérrez forscht seit Juli 2022 im Team von Susanne Hartwig, die an der Universität Passau den Lehrstuhl für Romanische Literaturen und Kulturen innehat. Die Chilenin hat an der Pontificia Universidad Católica de Chile Literaturwissenschaften studiert und dort 2015 promoviert. Seit 2017 lehrt sie dort als interdisziplinäre Assistenzprofessorin an der Fakultät für Literatur und Theater. Vor allem mit dem Theater in Lateinamerika und Chile beschäftigt sie sich intensiv, auch in Passau forscht sie zu diesem Thema. In ihrem Projekt geht es nicht nur um das Theater und den künstlerischen Schaffensprozess selbst, sondern auch darum, wie er dokumentiert und archiviert wird. Titel ihres Forschungsprojektes an der Uni Passau lautet daher auch: „Ethics and aesthetics of wandering: cases and archives of Chilean artists“ („Ethik und Ästhetik des Wanderns: Fälle und Archive chilenischer Künstlerinnen und Künstler“).
Das Wandern im Sinne von Unterwegssein stellt für mich einen ganz besonderen Zustand dar.
Dr. Pia Gutiérrez, Universität Passau
„Das Wandern im Sinne von Unterwegssein stellt für mich einen ganz besonderen Zustand dar“, sagt die 39-jährige Literaturwissenschaftlerin. „Ich liebe es selbst, durch die Natur, in die Berge zu gehen und merke, wie jedes Mal dabei ein Prozess des Denkens, Nachdenkens und Schaffens einsetzt.“ Die Umgebung ihrer derzeitigen Wahlheimat Passau zu Fuß zu entdecken, findet sie daher sehr inspirierend. Außerdem genießt die Großstädterin, die aus Chiles Hauptstadt Santiago stammt, die Ruhe der Kleinstadt.
Passende Forschungsschwerpunkte
Ein Stipendium der Alexander von Humboldt Stiftung für junge Wissenschaftlerinnen ermöglicht ihr den Aufenthalt an der Universität Passau. „Ich lernte Professorin Susanne Hartwig in Chile durch den Dekan meiner Fakultät Patricio Lizama kennen. Meine Forschungsschwerpunkte haben sehr gut zu ihren gepasst und so fiel die Wahl auf Passau“, erzählt Pia Gutiérrez. „Ich fühle mich sehr wohl und habe hier die Ruhe, intensiv an meinen Projekten zu arbeiten.“
Wie die Chilenin arbeitet derzeit auch die junge Spanierin Raquel Fernández Menéndez am Lehrstuhl von Prof. Hartwig. Die Postdoc-Stipendiatin aus dem nordspanischen Oviedo mit einem Doktortitel in Spanischer Literatur und Gender Studies hat sich ebenfalls erfolgreich für ein Humboldt-Stipendium beworben und kam Anfang März von der Universidad de Alcalá (Madrid) nach Passau. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte sind „Ethik und Literatur“ im Hinblick auf weibliche Schriftstellerinnen, deren Karrieren unter dem Franco-Regime begannen. In Passau wird sie vor allem zu Interpretationspraktiken aus einer geschlechtsspezifischen Perspektive forschen. „Ich konzentriere mich dabei vor allem auf die Darstellung der Autorin in der zeitgenössischen spanischen Kultur“, erklärt sie.
Ich fühle mich in Passau sehr wohl und habe hier die Ruhe, intensiv an meinen Projekten zu arbeiten.
Dr. Pia Gutiérrez, Universität Passau
An Passau fasziniert sie neben den guten Forschungsmöglichkeiten besonders die Grenznähe der Stadt und die verschiedenen Einflüsse, die damit verbunden sind. „Es gibt dem Ort eine gewisse Autonomie“, meint sie. Ihr Aufenthalt in Passau endet nach diesem Semester. Zurück in Spanien wird sie versuchen, an einer Universität in ihrem Land eine feste Anstellung zu erhalten. „Das Netzwerk der Stiftung ist daher für mich sehr wichtig“, sagt sie. Später würde sie gerne selbst deutschen Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglichkeit geben, mit ihr gemeinsam in Spanien zu forschen.
Prof. Dr. Susanne Hartwig
Wie beeinflussen fiktionale und dokumentarische Texte unsere Vorstellungen von Behinderung?
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Prof. Dr. Susanne Hartwig ist seit 2006 Inhaberin des Lehrstuhls für Romanische Literaturen und Kulturen an der Universität Passau. Sie studierte Altphilologie und Romanistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Hartwig absolvierte Studien- und Forschungsaufenthalte in Frankreich, Italien, Spanien, Costa Rica und Brasilien. Sie war Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung, der Studienstiftung des deutschen Volkes und des Emmy-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Gezielt Talente fördern
Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Susanne Hartwig ist auch selbst in der Alexander von Humboldt Stiftung aktiv – im Henriette Herz-Scouting-Programm. Es bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die bereits eine Forschungsgruppe an einer Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung in Deutschland leiten, die Möglichkeit, diese gezielt zu internationalisieren und strategisch um exzellente Forschende aus dem Ausland zu erweitern.
„Das Henriette Herz-Scouting-Programm ermöglicht es, ausgezeichnete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem verkürzten Auswahlverfahren mit einem Forschungsstipendium nach Passau zu holen. Da ich seit vielen Jahren zu den Forschungsschwerpunkten ‚Bilder von Behinderung‘ und ‚Ethik und Literatur‘ arbeite, war dieses Programm für mich die Gelegenheit, internationale Mitglieder für die Forschungsgruppen zu gewinnen“, erklärt Hartwig. „Im Zuge der Rekrutierung habe ich Kooperationen vertiefen und zusätzlich eine Stipendiatin im Normalverfahren gewinnen können.“
Neue Perspektiven dank internationaler Gäste
Pia Gutiérrez und Raquel Fernández Menéndez sind nur zwei von sechs jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die dank eines Humboldt-Stipendiums und dank des Engagements von Susanne Hartwig am Lehrstuhl für Romanische Literaturen und Kulturen in Passau forschen, geforscht haben oder forschen werden. Im Frühjahr 2024 wird voraussichtlich eine Argentinierin das Team verstärken und wieder neue Perspektiven und Ideen einbringen.
Ich werde weiterhin nach Talenten Ausschau halten, um mir und den Forschenden an meinem Lehrstuhl optimale Bedingungen für die internationale Vernetzung und die Öffnung des eigenen Forschungshorizontes zu ermöglichen.
Prof. Dr. Susanne Hartwig, Universität Passau
„Mit dem internationalen Team haben wir verschiedene Formate der Zusammenarbeit erprobt. Neben den üblichen Tagungen, Workshops und Forschungskolloquien gab es regelmäßige Treffen zum Mittagessen und neuerdings auch das Format ‚Mittagskolloquium‘. Wir besprechen dann nicht nur inhaltliche Aspekte der Forschungsthemen, sondern auch Fragen zur Forschungsorganisation in den verschiedenen Ländern und zu ethischen Fragen an Forschende im 21. Jahrhundert“, so Hartwig. In diesem Semester zum Beispiel organisiert Pia Gutiérrez gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl eine Tagung mit Gästen ihrer Heimatuniversität in Chile. Diese Art von Vernetzung sei für ihre Forschungsschwerpunkte von großem Wert, sagt Hartwig: „Ich werde weiterhin nach Talenten Ausschau halten, um mir und den Forschenden an meinem Lehrstuhl optimale Bedingungen für die internationale Vernetzung und die Öffnung des eigenen Forschungshorizontes zu ermöglichen.“