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Maschinenlesbar

Mit großen Sprachmodellen, Large Language Models, hat künstliche Intelligenz beeindruckende Fähigkeiten im Verständnis von Sprache entwickelt. Das hat Folgen - nicht nur für die Entwicklung künftiger Softwaresysteme und die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Sie werfen auch neue ethische und rechtliche Fragen auf. Mit diesen und weiteren Aspekten befassen sich interdisziplinär Forschende an der Universität Passau.

Lange Zeit war die Forschung zu künstlicher Intelligenz, die selbst Texte schreiben und verstehen kann, eine Nische, in der es zwar immer wieder Fortschritte, aber keinen entscheidenden Durchbruch gab. Seit kurzem gibt es neue Methoden basierend auf dem Verfahren des Deep Learning, bei der das neuronale Netz des Gehirns nachgeahmt wird. Darauf beruhen auch große Sprachmodelle wie etwa ChatGPT. Das hat disruptive Auswirkungen - zum einen auf den Prozess der Softwareentwicklung. Denn große Sprachmodelle werden künftig zur normalen Komponente neuer Softwaresysteme werden und gleichzeitig auch die Softwareentwicklung selbst beeinflussen, indem Quelltext generiert wird. Zum anderen aber auch auf den Prozess des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns: Linguistinnen und Linguisten etwa erhoffen sich neue Erkenntnisse über menschliche Sprache, die mit den bisherigen Methoden nicht möglich gewesen wären. Um die technischen, gesellschaftlichen, ethischen und rechtlichen Folgen zu erforschen, braucht es den Blick aus verschiedenen Disziplinen.

Forschungsprofil 

An der Universität Passau beschäftigen sich Forschende im Rahmen des Themenschwerpunkts Digitalisierung seit mehr als einem Jahrzehnt mit den Herausforderungen und Risiken künstlicher Intelligenz. Ein Treiber dieser Entwicklung sind die Technik-Plus-Lehrstühle, insbesondere Data Science. Die an diesem Lehrstuhl angesiedelte KI-Nachwuchsforschungsgruppe CAROLL ist führend im Bereich der Entwicklung von Ontologien für rhetorische Figuren. In den vergangenen Jahren haben die Forschenden zunehmend die Entwicklungen im Bereich der digitalen Plattformen und der Cybersicherheit in den Blick genommen. Ausdruck davon ist das DFG-Graduiertenkolleg 2720 "Digital Platform Ecosystems (DPE)" zur digitalen plattformbasierten Wertschöpfung und ihre Implikationen für Datenaustausch, Organisation und sozioökonomische Entwicklung und das bayerische Forschungsnetzwerk für Digitale Sicherheit. Weiteren Schub hat die Forschung zu künstlicher Intelligenz durch die Innovationsoffensive der bayerischen Hightech Agenda bekommen, in deren Zuge an allen Fakultäten forschungsstarke Professuren geschaffen wurden, darunter Lehrstühle für AI Engineeringmaschinelles Lernen oder künstliche Intelligenz im Strafrecht. Die interdisziplinäre Forschung zu großen Sprachmodellen findet unter anderem an folgenden Einrichtungen der Universität statt:

Wie intelligent können Maschinen werden? Diese Frage beschäftigt mich schon lange. In meiner Forschung schaue ich mir nicht nur die Maschine an, sondern das Zusammenspiel zwischen Mensch und intelligenten Algorithmen sowie komplexen Systemen. 

Prof. Dr. Michael Granitzer, Data Science

In einer Studie haben wir ziemlich klar festgestellt, dass Schülerinnen und Schüler bei Pro-Kontra-Aufsätzen nicht mit einem Sprachmodell mithalten können – weder sprachlich, noch argumentativ. Das zeigt, dass wir die Technik nicht ignorieren dürfen. Zu erforschen, wie das weitergeht, finde ich unglaublich spannend.

Prof. Dr. Steffen Herbold, AI Engineering

Einblicke in die Themen

Eröffnung PasDas 2024 - Copyright: Christian Franz | One Data

Wie lässt sich mit generativen Sprachmodellen der nächste Sprung bei Produkten und Software-Entwicklung schaffen? Eindrücke vom Passau Data Science Summit 2024 und Statements von Forschenden im Aftermovie.

Welche Potentiale stecken in großen Sprachmodellen für die Geisteswissenschaften? 488 Fachvertreter*innen diskutierten in Passau unter anderem über diese Frage.

Ein Forschungsteam der Universität Passau hat die Qualität von maschinell generierten Inhalten mit Aufsätzen von Schülerinnen und Schülern verglichen. Das Ergebnis: Der KI-gestützte Chatbot schneidet bei allen Kriterien besser ab.

Beteiligte Forschende im Porträt

Prof. Dr. Michael Granitzer

forscht zu Data Science

Wie lassen sich Bedeutungszusammenhänge in einer Flut von digitalen Medien finden?

Wie lassen sich Bedeutungszusammenhänge in einer Flut von digitalen Medien finden?

Prof. Dr. Michael Granitzer ist Inhaber des Lehrstuhls für Data Science. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der Nutzung maschineller Lerntechniken und intelligenter Mensch-Maschine Schnittstellen.

Prof. Dr. Annette Hautli-Janisz, die seit 2022 die Juniorprofessur Computational Rhetoric and Natural Language Processing an der Universität Passau innehat, in ihrem Büro.

Prof. Dr. Annette Hautli-Janisz

forscht zu Computerlinguistik

Wie kann natürliche Sprache mit automatischen Methoden verarbeitet und interpretiert werden?

Wie kann natürliche Sprache mit automatischen Methoden verarbeitet und interpretiert werden?

Prof. Dr. Annette Hautli-Janisz hat seit 2022 die Juniorprofessur Computational Rhetoric and Natural Language Processing an der Universität Passau inne. Sie ist zudem Associate Member des Centre for Argument Technology an der University of Dundee und leitet das Steinbeis Transferzentrum "Linguistic Data Analysis". Zuvor war sie Nachwuchsgruppenleiterin an der Universität Konstanz. Ihre Forschung wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Exzellenzcluster "Politics of Inequality" an der Uni Konstanz) und der VolkswagenStiftung (Förderlinie "AI and the Future of Society").

Prof. Dr. Steffen Herbold, Lehrstuhl für AI Engineering

Prof. Dr. Steffen Herbold

forscht zu AI Engineering

Wie lässt sich Künstliche Intelligenz für die Software-Entwicklung einsetzen?

Wie lässt sich Künstliche Intelligenz für die Software-Entwicklung einsetzen?

Prof. Dr. Steffen Herbold ist seit 2022 Inhaber des Lehrstuhls für AI Engineering an der Universität Passau. Davor vertrat er verschiedene Professuren im Bereich Datenanalyse, darunter am Karlsruher Institut für Technologie, bevor er im Jahr 2021 zum Professor für "Methoden und Anwendungen des Maschinellen Lernens" an der TU Clausthal ernannt wurde. Er studierte, promovierte und habilitierte im Bereich Informatik an der Universität Göttingen.

Prof. Dr. Johann-Mattis List

forscht zu Computergestütztem Sprachvergleich und Multilingualer Computerlinguistik

Wie kann man die mehr als 6000 Sprachen der Welt vergleichen und wie helfen Computermethoden dabei?

Wie kann man die mehr als 6000 Sprachen der Welt vergleichen und wie helfen Computermethoden dabei?

Der Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Johann-Mattis List hat seit Januar 2023 den Lehrstuhl für Multilinguale Computerlinguistik an der Universität Passau inne und leitet die ERC-Forschungsgruppe „ProduSemy“. Davor war er unter anderem Vertretungsprofessor an der Universität Bielefeld, leitender Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena, wo er ebenfalls eine ERC-geförderte Forschungsgruppe zum computergestützten Sprachvergleich leitete. Er promovierte an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf und schrieb seine Habilitation an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Prof. Dr. Susanne Mayr

Prof. Dr. Susanne Mayr

forscht zu Psychologie und Mensch-Maschine-Interaktion

Wie verändert sich der Mensch durch das Online-Sein?

Wie verändert sich der Mensch durch das Online-Sein?

Prof. Dr. Susanne Mayr ist seit 2015 Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologie mit Schwerpunkt Mensch-Maschine-Interaktion an der Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Passau.

Prof. Dr. Karoline Reinhardt

forscht zu Migrationsethik, Algorithmenethik und politischer Gerechtigkeit

Welche ethischen Fragen werden durch gesellschaftlichen und technologischen Wandel aufgeworfen?

Welche ethischen Fragen werden durch gesellschaftlichen und technologischen Wandel aufgeworfen?

Prof. Dr. Karoline Reinhardt ist seit dem Wintersemester 2022/23 Juniorprofessorin für Angewandte Ethik an der Universität Passau. Davor war sie unter anderem als PostDoctoral Fellow am Ethics & Philosophy Lab des DFG Exzellenzclusters „Machine Learning: New Perspectives for Science“ an der Universität Tübingen tätig und Visiting Scholar an der Tulane University in New Orleans. Sie ist Mitglied der Jungen Akademie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und war von 2020-2022 Sprecherin des Akademie-Kollegs.

Prof. Dr. Brian Valerius steht in einem Universitätsgebäude, lehnt an einem Geländer und blickt freundlich in die Kamera.

Prof. Dr. Brian Valerius

forscht zur Digitalisierung aus straf- und strafverfahrensrechtlicher Perspektive

Wie transparent muss Künstliche Intelligenz sein?

Wie transparent muss Künstliche Intelligenz sein?

Prof. Dr. Brian Valerius ist seit Oktober 2022 Inhaber des Lehrstuhls für Künstliche Intelligenz im Strafrecht an der Universität Passau. In seiner Forschung widmet er sich dem materiellen Strafrecht und dem Strafverfahrensrecht jeweils in der gesamten Breite. Hierbei werden nicht zuletzt Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und vornehmlich mit Künstlicher Intelligenz in den Blick genommen. Weitere Schwerpunkte liegen im Medizinstrafrecht sowie auf internationalen und interkulturellen Fragestellungen.

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