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„Journalismus braucht in Krisenzeiten mehr Verständnis für die Wissenschaft“

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der DGPuK-Fachgruppen Journalistik und Wissenschaftskommunikation haben sich an der Universität Passau getroffen und aktuelle Forschungsthemen diskutiert. Rückblick im Aftermovie und Impressionen auf X (Twitter)

Prof. Dr. Maximilian Sailer, Dekan der Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Passau, begrüßt die Teilnehmenden der Jahrestagung der DGPuK-Fachgruppen.

Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten der Kommunikation und neue Formate. Welche Potenziale diese in Krisenzeiten entfachen können, zeigte Wissenschaftsredakteurin Korinna Hennig von NDR Info. In ihrer Keynote auf der Tagung der DGPuK-Fachgruppen Journalistik und Wissenschaftskommunikation an der Universität Passau blickte sie auf ihre Erfahrungen mit dem Podcast Coronavirus-Update mit dem Virologen Prof. Dr. Christian Drosten und seiner Frankfurter Kollegin Prof. Dr. Sandra Ciesek zurück.

Das Format hatte pro Folge zu Beginn der Coronavirus-Pandemie jeweils mehr als eine Million Aufrufe. Das Charmante daran aus Sicht Hennigs: die Länge, die es ermöglichte, auch komplizierte Sachverhalte zu erklären. Selbst eine Folge, die zwei Stunden dauerte, sei intensiv gehört worden. „Früher hieß es in Redaktionen oft: Das ist zu kompliziert, das versteht doch niemand. Doch das Feedback unserer Hörerinnen und Hörer war: Bitte nicht vereinfachen!“, so Hennig. Stattdessen braucht es aus ihrer Sicht mehr Verständnis, mehr Scientific Literacy, in den Redaktionen, die die aktuellen Themen bearbeiten, wie sie im Video betont:

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Hennigs Vortrag war Teil der Jahrestagung der Fachgruppen Wissenschaftskommunikation und Journalistik der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK). Im Mittelpunkt standen dabei Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für Journalismus und Wissenschaftskommunikation: „Durch Digitalisierung sind viel mehr Informationen öffentlich zugänglich und es können sich viel mehr Akteure an öffentlichen Debatten beteiligen. Das ist zum einen positiv, hat aber auch negative Konsequenzen, wie Angriffe und Kritik, oder auch die Verbreitung von Desinformation“, erklärt Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri, Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftskommunikation an der Universität Passau und Organisatorin der Tagung, im Video.

Wissenschaft und Journalismus seien Geschwister im Geiste für eine transparente und reflektierte Suche nach Wahrheit oder der Konstruktion von Realität, sagt Mitorganisator Prof. Dr. Ralf Hohlfeld. Wissenschaftliche Erkenntnisse seien wichtige, gesellschaftsrelevante Themen für den Journalismus. „Aber der Journalismus muss die notwendige Balance finden zwischen Nähe und Distanz zur Wissenschaft“, so der Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft.

Wissenschaftskommunikation auf Social Media

Unter dem Motto „Gesellschaftswissen schaffen“ beschäftigte sich die Tagung mit den vielfältigen Herausforderungen für Wissenschaftskommunikation und Journalismus. 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum kamen nach Passau, um sich über ihre Forschung auszutauschen. Teilnehmen durfte, wer sich im Vorfeld erfolgreich an einem Call, einer wissenschaftlichen Ausschreibung, beteiligt hatte. In sieben Panels, zwei Workshops und einer Pitch-und-Poster-Session präsentierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktuelle Forschungsarbeiten. Es ging etwa um das Vertrauen in die Wissenschaft sowie Falschinformationen und alternative Medien als Herausforderungen für den Journalismus. Thema war auch die Kommunikation in den sozialen Medien, insbesondere zu aktuellen Krisen wie der Corona-Pandemie und dem Klimawandel. Niels Mede von der Universität Zürich etwa stellte eine Studie vor, die untersuchte, wie Jugendliche die eigenen Kenntnisse zum Klimawandel einschätzten:

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Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Teenager eher dazu neigten, ihr Wissen zu überschätzen, wenn sie sich dazu ausschließlich auf Social Media informierten. In diesem Fall tendierten sie außerdem noch dazu, selbst vermehrt darüber zu kommunizieren, fasste der Forscher zusammen. An der Universität Passau tauschte er sich mit seinen Fachkolleginnen und -kollegen darüber aus, welche Maßnahmen Schulen ergreifen könnten, um dem entgegenzuwirken.

Mit welchen Formaten Wissenschaft auf Social Media kommuniziert wird, untersuchten Moritz Huhn und Katharina Christ von der Universität Trier:

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Ein Ergebnis: Es wird weniger getanzt, als vielmehr gesprochen:

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Wissenschaftsjournalismus oder Wissenschaftskommunikation?

Wer ist im digitalen Zeitalter Wissenschaftsjournalistin, wer Wissenschaftskommunikator? Die Verständnisse verschwimmen zunehmend, sagt Liliann Fischer im Video. Sie leitet den Bereich Qualität und Transfer bei Wissenschaft im Dialog (WiD), einer Initiative der deutschen Wissenschaftsorganisationen. In ihrer Forschung hat sie das Selbstverständnis der Kommunikatorinnen und Kommunikatoren untersucht. Bislang sei es so gewesen, dass sich der Journalismus durch einen kritischen Blick von der Wissenschaftskommunikation absetze. „Inzwischen gibt es auch Wissenschaftskommunikator*innen, die sagen: Wir wollen auch kritisch hinschauen, uns ist es auch wichtig, zu fragen, ob das alles korrekt ist, und wie wir Dinge in die Öffentlichkeit vermitteln wollen.“

Wie sich diese vielfältigen Rollenverständnisse theoretisch einordnen lassen, damit hat sich ein Team um Prof. Dr. Daniel Nölleke von der Sporthochschule Köln befasst:

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Die Tagung bot auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Möglichkeit, in Workshops Arbeiten zu präsentieren und mit Expertinnen und Experten zu diskutieren:

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Wissenschaft im Schnelldurchlauf gab es bei der Pitch-and-Poster-Session. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten jeweils zwei Minuten Zeit, um Interesse für ihre aktuellen Forschungsfragen zu wecken. Mit dabei waren Birte Kuhle und Dr. Charmaine Voigt vom Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim, die die Wirkung von Blogs und Podcasts deutscher Hochschulen und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen untersuchen:

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Eine weitere Teilnehmerin war Friederike Hendriks, Nachwuchsgruppenleiterin an der TU Braunschweig. Sie forscht aus psychologischer Sicht zur Frage, was Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu motiviert, Wissenschaftskommunikation zu betreiben. „Das Tolle an einer solchen Session ist, dass wir hier die Möglichkeit haben, mit Forscherinnen und Forscher in Austausch zu treten und Feedback einzuholen, das wir dann sogar noch in unsere Forschung einfließen lassen können“, erklärt sie im Video.

Passau punktete bei ihr mit Tagungsprogramm und -ort:

 

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Prof. Dr. Ralf Hohlfeld steht in schwarzem T-Shirt auf einem Gang der Universität.

Prof. Dr. Ralf Hohlfeld

forscht zu redaktioneller Konvergenz und Desinformation im Internet

Welche Herausforderungen für die Herstellung von Öffentlichkeit entstehen durch die Digitalisierung?

Welche Herausforderungen für die Herstellung von Öffentlichkeit entstehen durch die Digitalisierung?

Prof. Dr. Ralf Hohlfeld ist seit September 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Passau. Er hat den Bachelorstudiengang „Journalistik und Strategische Kommunikation“ gegründet und von 2017 bis 2021 geleitet. Zudem ist er Sprecher der Kollegialen Leitung des Passau Centre for Digitalisation in Society (CeDiS). Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der empirischen Journalismusforschung, des Medienwandels und der Desinformation in der digitalen Gesellschaft.

Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri, Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftskommunikation an der Universität Passau.

Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri

forscht zu öffentlichen Debatten - online wie offline

Wie werden Themen der Digitalisierung öffentlich diskutiert und welche Folgen hat das für politische Prozesse?

Wie werden Themen der Digitalisierung öffentlich diskutiert und welche Folgen hat das für politische Prozesse?

Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri ist Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftskommunikation an der Universität Passau und leitet die Fraunhofer-Forschungsgruppe „Wissenschaftskommunikation“, die in dem Fraunhofer-Cluster of Excellence „Integrated Energy Systems“ CINES angesiedelt ist. Außerdem ist sie Projektleiterin im DFG-Graduiertenkolleg 2720. Sie analysiert öffentliche Diskussionen zu politischen Themen wie beispielsweise zu Digitalisierung oder zum Klimawandel.

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