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„Wir haben einfach unheimlich gute Forscherinnen und Forscher an unserer Universität“

2024 wird in vielerlei Hinsicht ein ambitioniertes und ereignisreiches Forschungsjahr für die Universität Passau. Prof. Dr. Jan H. Schumann, Vizepräsident für Forschung, spricht im Interview aus der Warte seines Ressorts über Höhepunkte und Herausforderungen – und über die besonderen Stärken der Universität im Wettbewerb um die besten Köpfe. Interview: Katrina Jordan

2023 war in vielerlei Hinsicht ein umtriebiges und ereignisreiches Jahr für die Universität Passau. Aus der Warte des Forschungsressorts: Was war aus Ihrer Sicht besonders maßgeblich – und über welche Entwicklungen freuen Sie sich besonders?

Da möchte ich auf jeden Fall die Unterzeichnung des Hochschulvertrags herausgreifen, der für die nächsten Jahre zielgebend für uns sein wird. Und wir haben über den Hochschulvertrag ja nun auch Ressourcen erhalten, um diese gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium gefassten, ambitionierten Ziele anzugehen. Das Potenzial zur Erreichung dieser Ziele ist an dieser Universität mehr als gegeben. Das Gefühl hatte ich auch bereits vor meinem Amtsantritt, aber als ich mich jetzt in meiner Rolle intensiver mit einzelnen Kolleginnen und Kollegen befassen durfte, hat mich das zum Teil dann doch noch erstaunt und weiter begeistert.

Warum?

Wir haben einfach unheimlich gute Forscherinnen und Forscher an unserer Universität, die individuell hochklassige Leistungen erbringen, aber zum Teil auch an zahlreichen attraktiven Projekten und Verbünden – intern wie extern - beteiligt sind. Diese Kräfte und Potenziale wollen wir als Universitätsleitung im Rahmen des Hochschulvertrags nun noch stärker bündeln und vernetzen, um Schwerpunkte an der Universität weiter zu entwickeln, die auch nach außen hin sichtbar sind und Strahlkraft haben. Das DFG-Graduiertenkolleg "Digital Platform Ecosystems" ist ein solches Beispiel, wobei die Universität aber eben noch Verstärkung durch weitere Verbünde braucht. Meine bisherigen Gespräche hierzu zeigen mir, dass bei diesen im Entstehen befindlichen Verbünden durchaus inhaltliche Anknüpfungspunkte bestehen und wir dadurch ein attraktives und produktives Forschungsökosystem schaffen können. Ein Beispiel ist hier das Bayerische Forschungsnetzwerk zum Thema Digitale Sicherheit, wo ich mich sehr über die Entwicklung freue, die es unter unserer Führung im vergangenen Jahr genommen hat. Wir haben hier als Universität gezeigt, dass wir dieses Thema besetzen und auch bayernweite Verbünde erfolgreich gestalten können.

Neben aller Freude: Wie viel Herausforderung steckt da mit drin?

Die Herausforderung ist da, es geht ja auch um ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft. Wenn wir unsere Ziele erreichen und unsere Chancen besser nutzen wollen, müssen wir als Universität insgesamt einige Dinge anders machen als bisher und auch manche Prozesse anders aufstellen und dabei natürlich möglichst alle Beteiligten gut mitnehmen. Das ist alles andere als einfach und geht auch nicht schnell – aber dieser breite Kommunikationsprozess ist zugleich sehr wertvoll. Wenn wir uns noch sichtbarer machen wollen als eine Universität, die sich auf den Weg gemacht hat und die manches erfolgreich anders und besser macht als andere, dann brauchen wir ein gemeinsames Verständnis darüber, was gerade strategisch wichtig und notwendig für die Universität ist, auch wenn dies die verschiedenen Professuren und Lehrstühle häufig unterschiedlich betrifft. Die Herausforderungen sind nicht neu, sie werden nur immer drängender. Der Präsident macht das in seiner Kommunikation gerade auch immer wieder sehr klar deutlich. Ich habe im letzten Jahr alle Fakultäten besucht und werde dieses Jahr die Hubs (Anm. der Red.: Gemeint sind die Foren für die drei Schwerpunktthemen der Universität Passau Europa, Nachhaltigkeit und Digitalisierung) besuchen. Ich freue mich darüber hinaus, wenn Kolleginnen und Kollegen das Gespräch mit mir zu forschungsbezogenen Themen suchen.

DFG Graduiertenkolleg 2720: "Digital Platform Ecosystems (DPE)"

DFG Graduiertenkolleg 2720: "Digital Platform Ecosystems (DPE)"

Das Graduiertenkolleg "Digital Platform Ecosystems" widmet sich in der Forschung dem Kernphänomen der digitalen Ökonomie und Gesellschaft und setzt hier neue Maßstäbe für die Qualifikation von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern.

Die Universität Passau hat sich zum Ziel gesetzt, qualitativ hochrangige Projektanträge und Projekte noch gerichteter finanziell zu unterstützen. Wohin wird es da gehen?

Wir müssen uns noch intensiver um die Einwerbung externer Mittel für unsere Forschung bemühen, das hat der Verhandlungsprozess mit dem Ministerium im vergangenen Jahr noch deutlicher gemacht. Wir können nicht damit rechnen, dass sich unsere externen Zuflüsse von alleine erhöhen, sondern müssen angesichts der Haushaltslage umgekehrt eher mit Sparmaßnahmen rechnen. Die gute Nachricht ist aber, dass wir uns selbst helfen können, indem wir uns auf den Weg machen und noch konsequenter als bisher externe Drittmittelquellen erschließen. Das Potenzial, das hatte ich ja eingangs erwähnt, haben wir allemal. Hier geht es aber eben nicht nur um das Volumen, sondern auch um die Herkunft der Mittel, also um Erfolge bei bestimmten Mittelgebern und in Programmen mit herausgehobener Reputation. Uns auf dieser Ebene auf den Weg und es zur Normalität zu machen, stetig Anträge voranzubringen, das ist auf jeden Fall eines der ganz großen übergreifenden Ziele. Dieses Bemühen wird nicht nur durch den neugestalteten Forschungs- und Transferpool gefördert. Wir haben uns vor diesem Hintergrund zudem ganz bewusst dafür entschieden, die Zuweisung der drittmittelbezogenen Mittel für Forschung und Lehre künftig direkter an die Einheiten und Bereiche zu richten, die hierbei besonders aktiv und erfolgreich sind – um auf diese Weise auch zu ermutigen, solche ambitionierten Ziele anzugehen und sich dafür zu begeistern.

Besonders aktive Forschende dürfen also mit neuen Anreizen rechnen?

Wenn man im Drittmittelbereich aktiv ist, bleibt das kein Nullsummenspiel oder verringert nicht auch noch die Spielräume am Lehrstuhl oder der Professur, sondern macht sie größer. Was aber noch wichtiger ist: Vom Erfolg dieser Bemühungen profitiert am Ende nicht nur jeder und jede Einzelne, sondern die gesamte Universität und ihre Reputation. Für mich sind diese Ziele daher auch nicht externer Zwang. Ich finde, wir sind es uns als Universität Passau selbst schuldig, uns mit den bestehenden Potenzialen, die wir haben, noch stärker zu positionieren. Wir haben aber auch ganz klar ins Pflichtenheft geschrieben bekommen, dass wir in einigen Bereichen besser werden müssen. Dies zu erreichen wird für die weitere Entwicklung der Universität entscheidend sein. Das schaffen wir aber nur als gesamtuniversitäre Kraftanstrengung.

Herausragende Forschung braucht herausragende Köpfe an den Lehrstühlen und Professuren. Strategische Berufungen stellen vor diesem Hintergrund ein besonders wichtiges Instrument der Universitätsentwicklung dar. Wo stehen wir hier gerade?

Profilbild von Prof. Dr. Jan Schumann.

Prof. Dr. Jan Schumann, Vizepräsident für Forschung an der Universität Passau.

Wir haben uns in diesem Bereich auf den Weg gemacht. Für große Vorhaben brauchen wir sowohl etablierte Forscherinnen und Forscher mit großer Reputation als auch Nachwuchsforschende mit großen ersten Erfolgen. Wir haben hier zwar sehr viele sehr gute Köpfe. Um in bestimmten Themenfelder aber eine kritische Masse zu erreichen, müssen wir aber Akzente setzen und uns ganz gezielt von außen verstärken. Diese Menschen an unsere Universität zu holen, ist eine wichtige Aufgabe, die mit enormen Chancen verbunden ist. Erste Möglichkeiten für Exzellenzberufungen haben wir erfolgreich ergriffen. Jetzt bemühen wir uns weiter darum, interessierte Forscherinnen und Forscher für uns zu gewinnen und optimal bei uns integrieren.

Was macht die Universität Passau aus Sicht dieser Zielgruppen attraktiv?

Das hat verschiedene Bezüge: Zum einen spielt meist die fachliche Nähe zu hervorragenden Forscherinnen und Forschern, die bereits hier sind, eine Rolle und somit die Perspektive, sich gemeinsam wissenschaftlich zu entwickeln. Zum anderen machen wir die Erfahrung, dass die Universität auch als Standort mit dynamischem, zugleich aber noch überschaubarem Charakter sehr interessant sein kann. Viele Beispiele zeigen zudem, dass die Identifikation mit der Universität und die Verwurzelung in die Region oft auch dazu führen, dass wir diese Personen dann auch halten können.

Exzellente Forschung und eine lebendige Vernetzung gehören an einer interdisziplinär starken Universität untrennbar zusammen, insbesondere mit Blick auf die Förderung und Unterstützung der Nachwuchsforschenden. Hier hat die Universitätsleitung 2023 einen entscheidenden strukturellen Schritt beschlossen: ein aus dem Passau Young Researchers Centre (PYREC) hervorgegangenes Exzellenzprogramm. Wie genau dürfen sich Bewerberinnen und Bewerber das Angebot vorstellen?

Das Programm richtet sich an den wissenschaftlichen Nachwuchs, soll aber auch – im bereits angesprochenen Sinne - die Betreuenden über Fachgrenzen hinweg mit Blick auf Inhalte und Verantwortlichkeit vernetzen. Kleine Kohorten von außergewöhnlich leistungsstarken und innovativen Promovierenden, Postdoktorandinnen und -doktoranden sowie Habilitierenden werden in ihrer Kompetenzentwicklung ab dem Sommersemester 2024 dann intensiv gefördert und gefordert. Das PYREC-Exzellenzprogramm bietet somit den ideellen, organisatorischen und finanziellen Rahmen, um die eigene wissenschaftliche Karriere proaktiv zu gestalten. Es soll durch seine Sichtbarkeit zudem den Forschungsstandort Passau über alle Fakultäten hinweg für den Nachwuchs attraktiver machen und ein Argument im Wettbewerb um die klügsten Köpfe liefern.

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PYREC-Exzellenzprogramm

Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Präsident der Universität Passau, und Prof. Dr. Jan Schumann erklären im Video, was das PYREC-Exzellenzprogramm für den wissenschaftlichen Nachwuchs so besonders macht.

Was bietet das Programm, was Sie sich als Doktorand damals gewünscht hätten?

Ich habe damals selbst leider nicht an einem solch intensiven strukturierten Programm teilgenommen, war aber an verschiedenen anderen Formaten und Programmen beteiligt. Dabei habe ich sehr davon profitiert, Kompetenzen zu schulen, die vielleicht nicht unmittelbar zum Forschungsinhalt gehören, die einen aber erst zu einer Forschungspersönlichkeit werden lassen. Damals war mir das gar nicht so bewusst, aber rückblickend sehe ich da schon einiges, das mich für den weiteren Karriereweg, gerade auch für die interdisziplinäre Kommunikation und Zusammenarbeit sehr gut gerüstet hat. Ich sehe dem Start unseres eigenen Exzellenzprogramms daher mit großer Überzeugung und Begeisterung entgegen!

Das Gespräch führte Katrina Jordan, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Marketing an der Universität Passau.

Professor Jan Schumann

Prof. Dr. Jan Hendrik Schumann

forscht zu Konsumentenverhalten in B2C-Beziehungen

Was macht es mit Menschen, wenn Firmen deren Daten weitergeben?

Was macht es mit Menschen, wenn Firmen deren Daten weitergeben?

Prof. Dr. Jan Hendrik Schumann ist Vizepräsident für Forschung an der Universität Passau und seit 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Marketing und Innovation. Außerdem ist er Projektleiter im DFG-Graduiertenkolleg 2720. Seit Juli 2013 ist er zudem einer der Direktoren des Instituts für Markt- und Wirtschaftsforschung.

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