Lange Zeit verbarg sich das Wissen um das nachhaltige Gründungsprojekt einer Universität in Passau in Archiven, Akten und Antiquarien – bis es 2020 von einem Team um Prof. Dr. Jörg Trempler vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte und Bildwissenschaft gelang, damalige Skizzen und Planungsgrundlagen aus verschiedenen Beständen an den Tag zu fördern, anhand derer die ambitionierten Ziele aus den 1970er Jahren abgeleitet werden konnten: eine energieeffiziente, ressourcenschonende Gebäudetechnik in einem besonderen städtebaulich und architektonischen Rahmen. Somit war die betriebliche Nachhaltigkeit der Universität Passau mit ihren maßvollen Gebäuden, die den Menschen in den Mittelpunkt stellten, bereits zu einem Zeitpunkt grundgelegt, als das Wort „Nachhaltigkeit“ noch längst nicht in den Gebrauch der Alltagswelt eingesickert war.
Prof. Dr. Jörg Trempler
Was bewirkt die allgemeine Gegenwart von Bildern im Verhältnis zwischen Mensch und Staat?
Was bewirkt die allgemeine Gegenwart von Bildern im Verhältnis zwischen Mensch und Staat?
„In allen Staaten regieren Personen, in Demokratien jedoch primär das Volk. Immer sind Menschen an Politik beteiligt. Nahezu jede politische Handlung wird heute von Bildern begleitet oder kommentiert. Diese Praxis ist so selbstverständlich geworden, dass der Einfluss der Bilder wenig hinterfragt wird. An diesem Punkt setzt die Ringvorlesung an und thematisiert aus der Perspektive verschiedener Disziplinen auf verschiedenen Kontinenten aktuelle und historische Bildphänomene, um das Verhältnis zwischen Mensch und Staat im Bild auszuloten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf digitalen Techniken, auf Bildproduktionen und -verbreitung, da durch sie das Verhältnis von Teilhabe und Repräsentation – möglicherweise – ein anderes geworden ist. Im Laufe des Semesters werden einzelne Aspekte der Beziehung zwischen Individuum und Staat aus verschiedenen Disziplinen bzw. Perspektiven in den Blick genommen. Stets wird dabei die Frage diskutiert, was die allgemeine Gegenwart von Bildern im Verhältnis zwischen Menschen und Staat bewirkt.“
Tradition und Verantwortung für den „Green Campus“
Architektur und Technik setzten 1978 Meilensteine von beeindruckender Weitsicht und übergreifender Verantwortung. Es verwundert in keiner Weise, dass der Campus der Universität Passau in den Folgejahrzehnten mit verschiedenen Preisen und Auszeichnungen geehrt wurde und die Studierenden „ihren“ Campus zu den attraktivsten und lebenswertesten Universitäten in Deutschland erklärten. Seine, man könnte sagen, hybride Lage – einerseits hautnah am sozial-kommerziellen Stadtzentrum gelegen, andererseits mit Baum-, Grün-, Park- und Freiflächen an den Ufern des Inn eine Oase der Ruhe bildend – hat ihn zum schönsten seiner Art in Deutschland werden lassen. Selbst die Eisenbahnlinie, die den Campus in seiner Mitte teilt, wird heute nicht mehr als störend empfunden: Unter den Viaduktbögen versammeln sich Studierende, bei Regenwetter bieten sie entsprechend Schutz. Die Bausubstanz der Universität Passau ist in den viereinhalb Jahrzehnten ihrer Geschichte behutsam und bewusst weiterentwickelt worden, der Campus wurde an vereinzelten Stellen durch Neugebäude verdichtet, ohne dass seine gesamte „corporate identity“ darunter gelitten hätte. Auch mit der baulichen Erweiterung im Bereich der Passauer „Neuen Mitte“ gab man diese spezifische Akzentuierung und die Kennzeichen der Passauer Universitätsarchitektur nicht auf: lichtdurchflutete Räume, kurze Wege, stets in Sichtweite von Grünflächen. Verständlicherweise haben diese Zusammenhänge von Planung, Bauqualität und Verantwortung seit vielen Jahrzehnten in der engen Kooperation mit dem Staatlichen Bauamt eine arbeitsorganisatorische Grundlage. Diese Beziehung spiegelt sich nicht zuletzt in internationalen Rankings wider: In einem weltweiten Vergleich von annähernd 1.000 Universitäten und Hochschulen ist die Universität Passau 2021 auf Anhieb auf Platz 185 gelandet und damit zum „Aufsteiger des Jahres“ gekürt worden.
Nachhaltigkeit als strategisches Profil der Universität Passau
Am "Tag der Nachhaltigkeit" 2022 wurde herausragendes, nachhaltigkeitsbezogenes Engagement an der Universität Passau geehrt und die Preise für Nachhaltigkeit in den Kategorien "Forschung" und "Aktivität am Campus" verliehen.
Mit der Etablierung eines Schwerpunkts „Nachhaltigkeit“ – im Konzert mit anderen gesellschaftlichen Großthemen wie Europa oder Digitalisierung – stellt sich die Universität Passau zeitgemäß ihrer bildungspolitischen Verantwortung. Zur Freude an der akademischen Forschung gesellt sich das gemeinsame Bemühen, essentielle Fragen zur Zukunft des Menschen in seiner Interaktion mit der Umwelt interdisziplinär aufzugreifen. Ein geschundener Planet erfordert die ungeteilte Aufmerksamkeit auch der Wissenschaft. Die Universität Passau sieht sich nicht zuletzt angesichts des Erbes ihrer Gründungsgeneration in der Pflicht, den Diskurs um Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre zu begleiten und Wege einer ökologischen, sozialen und ökonomischen Transformation kritisch-konstruktiv auszuleuchten. Die in vielen Bereichen interdisziplinär orientierten Studiengänge an der Universität Passau schaffen eine ebenso interdisziplinäre Expertise, die dem komplexen Themenfeld der Nachhaltigkeit und der Harmonisierung von Mensch und Umwelt sehr entgegenkommt.
Tag der Nachhaltigkeit 2022
Am 20. Oktober 2022 beging die Universität Passau erstmals und offiziell einen „Tag der Nachhaltigkeit“ mit einer Festveranstaltung, einem sehr nachdenklich stimmenden Vortrag des Nestors der Umweltschutzbewegung in Deutschland, Prof. Dr. Hubert Weiger, der Ehrung für herausragendes, nachhaltigkeitsbezogenes Engagement an der Universität Passau und der Verleihung der Preise für Nachhaltigkeit in den Kategorien „Forschung“ und „Aktivitäten am Campus“. Dieses besondere Ereignis im akademischen Kalender soll zukünftig einmal jährlich stattfinden und die universitäre Nachhaltigkeitsagenda in die Öffentlichkeit transportieren. Im Rahmen des „Tages der Nachhaltigkeit“ 2022 wurde zudem der Nachhaltigkeits-Hub als zentrale Handlungs- und Organisationsstruktur aller diesbezüglichen Aktivitäten an der Universität Passau aus der Taufe gehoben.
Nachhaltigkeits-Hub: Nachhaltige Strukturen für die Zukunft
Die effizienten Gestaltungs- und Verwaltungsstrukturen der Universität Passau sollen in den Monaten und Jahren sukzessiv ausgebaut werden.
Mit einem „Nachhaltigkeits-Hub“, einer zentralen Organisationseinheit für die universitäre Nachhaltigkeitsbelange, hat sich die Universität Passau effiziente Gestaltungs- und Verwaltungsstrukturen gegeben, die in den nächsten Monaten und Jahren sukzessive ausgebaut werden sollen. Ein dreigliedriger Aufbau kennzeichnet den „Hub“ und seine Felder. Das Nachhaltigkeitsbüro unter der Geschäftsführung von Stefan Schröder sitzt als organisatorisch-administrativer Kern, als Nabe, in der Mitte aller auf ihn zuführenden Speichen. Die drei Teileinheiten bilden a) das „Forschungsforum“, b) das Feld „Nachhaltiger Betrieb“ und c) der Bereich „Nachhaltiger Campus“. Im Forschungsforum, das von einem Sprecher:innen-Team unter der Leitung von Prof. Dr. Urs Kramer koordiniert wird, laufen alle Bemühungen zur Initiierung und Etablierung von Forschungsprojekten, Diskussionsgruppen oder themenorientierten Schwerpunkten statusübergreifend und interfakultär zusammen. Auch Studierende mit mindestens einem ersten Studienabschluss sind eingeladen und aufgerufen, sich an der Forschung zu beteiligen. Im Segment des „Nachhaltigen Betriebs“, das eng mit der Abteilung „Facility Management“ der Universitätsverwaltung zusammenarbeitet, geht es vorrangig um Projekte, welche die Klimaneutralität des Campus voranbringen sollen. Dazu zählt beispielsweise die Erstellung einer Nachhaltigkeits- bzw. Klimaschutzstrategie, eine geplante Zertifizierung nach Kriterien von EMAS+ und der Ausbau des Gebäudebestands mit PV-Anlagen – gerade letzteres ist vor dem Hintergrund globaler Disruptionen mit Auswirkungen bis auf den regionalen und lokalen Arbeitsmarkt kein einfaches Unterfangen. Ein drittes organisatorisches Arbeitsfeld wird als „Nachhaltiger Campus“ aufgespannt und betrifft primär die studentische Seite mit ihren mannigfaltigen Initiativen, den Campus und das Leben auf dem Campus nachhaltiger zu gestalten.
Preisgekröntes Video über nachhaltige Architektur an der Universität Passau aus einem Seminar von Prof. Dr. Trempler:
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Öffentlichkeitsarbeit und Integration in übergeordnete Zusammenhänge
In Zeiten einer schnell- (oder kurz-)lebigen Aufmerksamkeitsökonomie kommt dem Image und der Öffentlichkeitsarbeit wachsende Bedeutung zu. Nachhaltigkeit wird an der Universität Passau groß- und mit Leuchtschrift geschrieben, ohne dass dabei die kritische Perspektive, wie sie der Wissenschaft zu eigen ist, in den Hintergrund treten soll und darf. Für eine plakative Vermarktung von Nachhaltigkeits-Nachrichten im Sinne von Greenwashing bildet eine Universität den denkbar ungünstigsten Ort. Im Gegenteil: An der Universität Passau werden solche allgemeinen Tendenzen stets wissenschaftlich-kritisch hinterfragt und neu justiert. Regelmäßige Nachhaltigkeitsberichte nennen die Verdienste und Aktivitäten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, der Studierenden und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung. Erste Erfahrungen etwa im Forschungsforum zeigen, dass die Bereitschaft zur Identifizierung übergeordneter Forschungsfragen groß und die gegenseitige Befruchtung im akademischen Diskurs wegweisend ist. In den Wettbewerb, aber auch in die Kooperation mit anderen Universitäten in Bayern, Deutschland, Europa und der Welt wird sich die Universität Passau mit großer Glaubwürdigkeit einbringen. Daran kann, wenn man das aufrichtige Bemühen aller Beteiligten von Forschung, Studium und Verwaltung in Rechnung stellt, kein Zweifel bestehen.
Prof. Dr. Werner Gamerith ist Beauftragter der Universitätsleitung für Systemakkreditierung und interne Vernetzung mit der Querschnittsaufgabe Nachhaltigkeit.