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Job Crafting als Schlüssel zu besserem Crowdworking

Crowdworker sind Teil neuer Arbeitswelten, häufig verbunden mit prekären Bedingungen. Doch manche schaffen es, erfolgreich und zufrieden zu sein. Forschende der Universitäten Passau und der Deakin Business School in Melbourne haben untersucht, wie das gelingt.

Symbolbild: Colourbox.

Sie schreiben Texte, programmieren Software oder entwickeln Logos: Crowdworker sind ein kleiner, aber wachsender Teil der modernen Arbeitswelt. Aufgabenorientierte Freiberuflerinnen und Freiberufler bieten ihre Dienste auf Onlineplattformen an. Sie arbeiten meist alleine von zu Hause aus; in eine Organisation sind sie nicht eingebunden. Die Arbeitsbedingungen sind oft prekär, aber nicht für alle. Manche erzielen gute Einkünfte und empfinden diese Arbeitsform als Vorteil.

Was unterscheidet sie von den anderen? Dieser Frage sind Forschende der Universität Passau und der Deakin Business School in Melbourne nachgegangen. Das Ergebnis: Online-Communities und Job-Crafting-Methoden spielen eine Rolle. Job Crafting nennt es die Organisationsforschung, wenn Beschäftigte ihre Aufgaben, ihre sozialen Interaktionen am Arbeitsplatz und die Wahrnehmung der Tätigkeit an ihre Vorlieben anpassen.

Die Forschenden zeigen in der Studie, dass Crowdworker virtuelle Gemeinschaften nicht nur als emotionale Unterstützung nutzen, sondern gezielt professionelle Verbindungen knüpfen. Für die Studie haben die Wissenschaftler 675 Interaktionen auf einschlägigen Online-Foren inhaltlich ausgewertet. Selbst bei kritischen Themen sei der Umgang miteinander konstruktiv.  „Es geht nicht nur darum, mental Händchen zu halten. Die Freelancer suchen in den Foren aktiv die Herausforderung, um ihre beruflichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln“, sagt Dr. Kim Strunk, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für BWL mit Schwerpunkt Management, Personal und Information an der Universität Passau.

Die Studie leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Literatur, sie zeigt auch für Unternehmen und Plattformbetreibende das Potenzial von Online-Communities für eine bessere Zusammenarbeit mit Crowdworkern auf."

Prof. Dr. Marina Fiedler

Stützende Gemeinschaft der Online-Communities

Zusätzlich nutzen Crowdworker Job-Crafting-Methoden, um ihre Aufgaben an ihre Fähigkeiten anzupassen. Dadurch verbessern sie ihre individuellen Arbeitsbedingungen und treiben ihre berufliche Entwicklung voran. Die Online-Communities fungieren dabei als „Holding Environment“, als stützende Umgebung, als Ersatz für die fehlende Unternehmenskultur. „Es war faszinierend zu sehen, wie sich die Freiberuflerinnen und Freiberufler selbst organisieren und eigene Strukturen schaffen, um sich gegenseitig zu helfen“, sagt der Psychologe Dr. Franz Strich, ehemaliger Mitarbeiter an der Universität Passau, der inzwischen an der Deakin Business School in Melbourne forscht und lehrt.

Die Wissenschaftler entwickeln in der Studie das Konzept des Job Crafting weiter, da bestehende Ansätze nicht ausreichten, um das Verhalten der Crowdworker zu beschreiben. Integrative Crafting nennen sie es, wenn langfristig erfolgreiche Crowdworker ihre eigene berufliche Vision entwickeln und Professionalisierung vorantreiben. „Diese Form des Job Craftings ist der Schlüssel dazu, dass Crowdworker in ihrer Arbeitsumgebung besser klarkommen“, fasst Dr. Strunk zusammen.

Die Studie mit dem Titel „Building professional holding environments for crowd work job crafting through online communities” ist im Information Systems Journal (ISJ) erschienen. Es handelt sich dabei um eine führende Fachzeitschrift in den Bereichen der Digitalisierung, Wirtschaftsinformatik und Informationssysteme. „Das ist ein toller Erfolg. Die Studie leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Literatur, sie zeigt auch für Unternehmen und Plattformbetreibende das Potenzial von Online-Communities für eine bessere Zusammenarbeit mit Crowdworkern auf“, sagt Prof. Dr. Marina Fiedler, Inhaberin des Lehrstuhls für BWL mit Schwerpunkt Management, Personal und Information an der Universität Passau.

Über die Autoren

Dr. Kim Strunk.

Dr. Kim Strunk hat an der Universität Passau Business Administration studiert und in dem Bereich promoviert. In seiner Forschung interessiert er sich für Formen von New Work, also aktuellen Veränderungen bei der Organisation von Arbeit, für organisationale Nachhaltigkeit und die Auswirkungen sozialer Unterstützung bei der Plattformarbeit.

Dr. Franz Strich.

Dr. Franz Strich ist Psychologe. Er hat ebenfalls an der Universität Passau am Lehrstuhl von Prof. Dr. Fiedler promoviert. In seiner Forschung konzentriert er sich auf die psychologischen Aspekte der Interaktion zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz sowie die Auswirkungen von letzterer auf Arbeitsprozesse und das Verhalten von Beschäftigten.

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