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„Mit uns sollen Studierende lernen, besser zu argumentieren“

Veronika Hackl vom DiLab-Team hat der Bundeszentrale für politische Bildung erklärt, woran das interdisziplinäre Projekt DEEP WRITE unter der Leitung von Prof. Dr. Urs Kramer arbeitet.

Veronika Hackl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Passau und Unternehmerin. Ihr aktuelles Schwerpunkt-Thema ist die KI-gestützte Kompetenzvermittlung im BMBF-Projekt DEEP WRITE. In ihrem Promotionsvorhaben untersucht sie die Wirksamkeit von KI-generiertem Feedback. Darüber hinaus berät sie Unternehmen bei der Einführung von Künstlicher Intelligenz im Marketing.

Veronika Hackl

Veronika Hackl von DEEP WRITE. (© Valentin Brandes)

Welchen Zweck verfolgt das Projekt "DEEP WRITE"?

Veronika Hackl: Studierende sollen in ihrer Argumentationskompetenz gefördert werden. DEEP WRITE ist ein vom Bundesbildungsministerium gefördertes Projekt, bei dem es um die KI-gestützte Vermittlung von Schreibkompetenzen in den Hochschulfächern Jura und Wirtschaft geht. Wir stellen dabei nicht das Fachwissen in den Vordergrund, sondern das Argumentieren – also das Wissen um das Verfassen von Texten in einem bestimmten Stil der Fachdisziplin, wie etwa dem juristischen Gutachten.

Wie fördert maschinelles Lernen in Ihrem Projekt die Qualität von Bildung?

Veronika Hackl: Mit DEEP WRITE wollen wir die Lehre verbessern, die Lernwirksamkeit erhöhen und das Betreuungsverhältnis positiv beeinflussen. Studierende profitieren von individuellem Feedback durch die KI. Der Einsatz von KI hat das Potenzial, die Bildungslandschaft zu verändern: Mit unserem Projekt wollen wir einen Beitrag leisten, eine bestimmte Kompetenz wirksamer zu vermitteln.

Sie nennen es als Ziel, den Zugang zu Feedback für einzelne Studierende zu erleichtern. Wie können denn gesellschaftliche Vielfalt, aber auch persönliche Stärken und Schwächen hier berücksichtigt werden? Trägt DEEP WRITE zu mehr Bildungsgerechtigkeit bei?

Veronika Hackl: Lernen ist immer individuell. Darum liegt auch ein Schwerpunkt im Projekt auf individuellem Feedback. Natürlich gibt es auch Unterschiede, beispielsweise kultureller Art, zu berücksichtigen, die sich etwa auf die Gestaltung der User Experience auswirken. Auch die Frage, wie viel Geld Studierende zur Verfügung haben, spielt in unser Projekt hinein.

Ein Beispiel: Gerade in Jura ist die Angst vor dem Durchfallen das Geschäftsmodell von Repetitorien-Anbietern. Studierende wissen nicht, ob das bezahlte Repetitorium wirklich wirksam ist. Aber sie kaufen es trotzdem, um sich abzusichern und um ein besseres Gefühl zu haben. Wir versuchen durch unser Tool Feedback und Lernerfolge für alle Studierenden zu bieten.

Wie genau wird das Schreiben oder auch Argumentieren im Bereich Jura überhaupt bewertet? Auf Basis eines einheitlichen Gutachtenstils?

Veronika Hackl: Der Gutachtenstil strukturiert das Denken und basierend darauf das Schreiben. Argumente müssen gewichtet und in einen Zusammenhang gebracht werden. Die Struktur des Gutachtenstils lässt sich schematisch abbilden. Sowohl die Studierenden können den Stil erlernen als auch die Künstliche Intelligenz, die mit einer großen Masse an Textbeispielen trainiert wird. Die tatsächlichen Inhalte der Argumentation können sich unterscheiden und die Lösung trotzdem richtig sein.

Ist es dann für die KI möglich, trotz der Varianz individuell Feedback zu geben?

Veronika Hackl: Hinsichtlich der Struktur auf jeden Fall. Stilistische Merkmale stehen hierbei aber im Vordergrund.

Welche Herausforderungen bringt die Umsetzung des Projekts mit sich?

Veronika Hackl: Wenn eine KI Bewertungen vornimmt, dann muss transparent sein, was dem zugrunde liegt. Welches Sprachmodell wird eingesetzt? Womit wird die KI trainiert? Wir versuchen nachvollziehbar zu arbeiten, was die Grundlage jedes wissenschaftlichen Handelns sein sollte. Neben der Transparenz sind auch Vorbehalte des Lehrpersonals eine Herausforderung: Wie setze ich die Anwendungen ein? Werden meine Studierenden sie verwenden? Wie moderiere ich das? Solche Fragen und damit verbunden die Weiterbildung des Lehrpersonals und der Wandel der institutionalisierten Bildung – das alles beschäftigt uns.

Was würden Sie denn sagen, welche Kompetenzen gefördert werden müssten, damit KI verantwortungsvoll und gewinnbringend im Bildungsbereich eingesetzt werden kann?

Veronika Hackl: Wenn ich im Freundeskreis erzähle, woran wir arbeiten, sind Vorbehalte spürbar. Aufklärungsarbeit ist sehr wichtig. Wir alle müssen noch besser verstehen, was mit KI möglich und nicht möglich ist und welche Potenziale und Risiken damit einhergehen. "Data Literacy" ist definitiv ein Schlagwort, auch die Stärkung von MINT-Fächern. Gleichzeitig muss aus meiner Sicht der Mensch bei der Entwicklung einer KI konsequent mitgedacht werden. Die technische Entwicklung ist kein Selbstzweck, eine KI sollte nicht um ihrer selbst willen entwickelt werden, sondern immer mit einem konkreten und auch sinnvollen Ziel. Ich freue mich, dass wir im Projekt interdisziplinär aufgestellt sind: Die erziehungswissenschaftliche Seite lernt beispielsweise von der Data-Science-Perspektive – und umgekehrt.

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung

BMBF-Projekt DeepWrite: Mit KI besser schreiben und argumentieren in Jura und Wirtschaft

BMBF-Projekt DeepWrite: Mit KI besser schreiben und argumentieren in Jura und Wirtschaft

Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) Studierenden in den Fächern Jura und Wirtschaft dabei helfen, ihre Schreib- und Argumentationskompetenz auszubauen? Dieser Frage gehen Forschende der Universität Passau gemeinsam und interdisziplinär nach.

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