Die Kommission für Ethik in der Forschung (kurz: Ethikkommission) unterstützt Forschende der Universität darin, ethische Aspekte in ihrer Forschung bestmöglich zu gewährleisten. Sie berät neben ethischen Aspekten auch zu sicherheitsrelevanten Aspekten der Forschung.
Vorsitzende der Kommission ist derzeit Prof. Dr. Susanne Mayr, Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologie mit Schwerpunkt Mensch-Maschine-Interaktion. Als Psychologin arbeitet sie in ihrer Forschung empirisch. Für Studien, in denen Menschen als Teilnehmende partizipieren, hat sie bereits häufig selbst Ethikanträge gestellt. „Dabei habe ich vom Engagement anderer Ethikkommissionen und Ethikkommissionsmitglieder profitiert. Da ist es nur naheliegend und gerecht, selbst auch mal diese Aufgabe zu übernehmen“, sagt sie über ihre Beweggründe.
Aufgaben des Ethikkommission
Die Ethikkommission hat zwei Tätigkeitsfelder: Zum einen berät sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Passau zu ethischen Aspekten der Forschung, d.h. wenn mit einem Forschungsvorhaben (möglicherweise) Risiken für Menschenwürde, Leben, Gesundheit, Freiheit, Eigentum, Tiere, Umwelt oder ein friedliches Zusammenleben verbunden sind.
Zum anderen berät die Ethikkommission auch zu sicherheitsrelevanten Aspekten der Forschung. Sicherheitsrelevanz liegt insbesondere dann vor, wenn sich das Forschungsvorhaben auf Gegenstände und Technologien bezieht, die in einem Zusammenhang mit der Entwicklung von Waffen stehen oder im Hinblick auf den Forschungsgegenstand ein unmittelbares Missbrauchsrisiko besteht („Dual Use Research of Concern“). „An der Universität Passau haben uns bisher aber nur Anträge im ersten Tätigkeitsfeld, also zur Beratung und Prüfung ethischer Aspekte, erreicht“, so Mayr.
Auch wenn diese Prinzipien erst einmal selbstverständlich erscheinen – wer will schon den Studienteilnehmenden Schaden zufügen oder sie zur Teilnahme zwingen? – gibt es dennoch häufiger Fälle, in denen das Vorgehen aus ethischer Sicht verbesserungswürdig ist.“
Prof. Dr. Susanne Mayr, Vorsitzende der Ethikkommission
Bearbeitung der Anträge
Kernstück des Antrags ist ein von der Kommission zur Verfügung gestellter Antragsleitfaden, in dem zu den verschiedenen ethikrelevanten Aspekten des Forschungsvorhabens Angaben zu machen sind. Ganz zentral für die Beurteilung insbesondere von Forschungsprojekten, an denen Menschen z.B. als Studienteilnehmende involviert sind, sind dabei zwei ethische Prinzipien, die in einem Forschungsvorhaben berücksichtigt werden sollten: Zum einen die Selbstbestimmung der Teilnehmenden. „Das bedeutet“, erklärt Mayr, „dass die Teilnehmenden ein Recht darauf haben, über den Studienzweck und die Bedingungen der Teilnahme aufgeklärt zu werden, um dann ohne Druck frei entscheiden zu können, ob sie teilnehmen möchten oder nicht; man nennt das informierte Einwilligung“. Zum anderen gilt auch das Prinzip der Schadensvermeidung. Eine Studie, in der die Teilnehmenden zu Schaden kommen, ob körperlich, mental oder in anderer Hinsicht, ist ethisch äußerst kritisch zu betrachten. „Auch wenn diese Prinzipien erst einmal selbstverständlich erscheinen – wer will schon den Studienteilnehmenden Schaden zufügen oder sie zur Teilnahme zwingen? – gibt es dennoch häufiger Fälle, in denen das Vorgehen aus ethischer Sicht verbesserungswürdig ist.“
Prof. Dr. Susanne Mayr
Wie verändert sich der Mensch durch das Online-Sein?
Wie verändert sich der Mensch durch das Online-Sein?
Prof. Dr. Susanne Mayr ist seit 2015 Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologie mit Schwerpunkt Mensch-Maschine-Interaktion an der Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Passau.
Steigende Nachfrage
In den letzten Jahren verzeichnete die Kommission eine deutliche Steigerung der Antragszahlen, wobei die Antragsmenge, so Mayr, insgesamt (noch) nicht sehr hoch sei. Die Hauptgründe für die Zunahme an Ethikanträgen sind die Anforderungen im Bereich der Drittmitteleinwerbung und der Veröffentlichung von Fachzeitschriftenartikeln. Viele Drittmittelgeber verlangen die Einholung von Ethikvoten bei der Beantragung von Forschungsprojekten. Bei vielen Fachzeitschriften muss bei der Einreichung von Manuskripten ebenfalls bestätigt werden, dass das zugrundeliegende Forschungsprojekt von einer Ethikkommission vor Beginn der Durchführung für ethisch vertretbar befunden wurde.
Die Ethikkommission schaut sich im Rahmen der Begutachtung an, inwiefern der geplante Umgang mit den Teilnehmenden den ethischen Standards genügt
Prof. Dr. Susanne Mayr, Vorsitzende der Ethikkommission
Häufige Themen
Ethikanträge wurden an der Universität Passau bisher nur für Forschungsprojekte gestellt, in deren Rahmen mit Menschen – z.B. als Studienteilnehmende – gearbeitet wurde. „Die Ethikkommission schaut sich dann im Rahmen der Begutachtung an, inwiefern der geplante Umgang mit den Teilnehmenden den ethischen Standards genügt“, sagt Mayr.
Sensibilisierung für ethische Aspekte
Die Ethikkommission versucht darüber hinaus, alle Mitglieder der Universität für ethische Aspekte in der Forschung zu sensibilisieren. In der Vortragsreihe „Forschung & Ethik“ werden mehrfach im Jahr Expertinnen und Experten zum Thema eingeladen. Die Veranstaltungen richten sich insbesondere an alle wissenschaftlich arbeitenden Mitglieder der Universität und werden jeweils über die üblichen Kommunikationskanäle beworben.
Mitglieder der Ethikkommission der Universität Passau
- Aus der Juristischen Fakultät: Prof. Dr. Sebastian Martens, Prof. Dr. Tristan Barczak
- Aus der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät: Prof. Dr. Jin Gerlach, Prof. Dr. Oliver Entrop
- Aus der Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät: Prof. Dr. Karoline Reinhardt, Prof. Dr. Natascha Adamowsky
- Aus der Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät: Prof. Dr. Susanne Mayr (Vorsitzende), Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri
- Aus der Fakultät für Informatik und Mathematik: Prof. Dr. Brigitte Forster-Heinlein (stellv. Vorsitzende), Prof. Dr. Martin Kreuzer
Zehn Hochschulen aus neun Nationen verfolgen derzeit ein gemeinsames Ziel: Im Rahmen eines Europäischen Hochschulnetzwerks (EUN) mit dem Titel „REform: Responsible Innovation & Transformation for Europe – a new transformative European University Alliance“ soll ein Netzwerk zu Lehre, Forschung und Transfer unter Berücksichtigung von ethischen Aspekten geschaffen werden (Interview dazu). Aus Passau steuern Forschende disziplin- und fakultätsübergreifend Expertise zu Fragen der verantwortungsvollen Innovationen und Ethik bei. Zur Themenseite