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Wie sich ÖPNV-Streiks auf die Gesundheit auswirken

Studie mit Passauer Beteiligung zeigt: Streiks im öffentlichen Nahverkehr führen nicht nur zu mehr Staus und Unfällen, sondern haben Auswirkungen auf Luftverschmutzung und Gesundheit, insbesondere von Kindern.

Stau in der Stadt. Symbolfoto: Colourbox

In den Medien ist die Rede vom Mega-Streik: Am Montag wollen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di gemeinsam den Verkehr weitgehend lahmlegen. Das dürfte Millionen Reisende und Pendler betreffen.

Wie sich Streiks im öffentlichen Nahverkehr auf die Gesundheit auswirken, hat Prof. Dr. Stefan Bauernschuster, Inhaber des Lehrstuhls für Public Economics an der Universität Passau, gemeinsam mit Prof. Dr. Helmut Rainer (ifo Institut München) und Dr. Timo Hener (Universität Aarhus) erforscht. Die Studie erschien 2017 im renommierten „American Economic Journal: Economic Policy“.

Die Forscher beobachteten zehn Jahre lang Nahverkehrsstreiks in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und München und analysierten auf Basis großer detaillierter Datensätze deren Auswirkungen. Die Ergebnisse im Überblick:

  • Weil viele an diesen Tagen auf das Auto umsteigen, nimmt das Verkehrsaufkommen zu und es kommt zu Staus. Die Gesamtzahl der mit dem Auto gefahrenen Stunden steigt um 11 bis 13 Prozent. An einem Streik-Tag sitzen Personen pro Stadt mehr als 62.000 Stunden länger im Auto fest als sonst.

Die Grafik zeigt, wie es an einem Streiktag zu einer plötzlichen Abweichung im regulären Verkehrsaufkommen kommt.

  • Die Verkehrsunfälle steigen und auch die Zahl der im Straßenverkehr Verletzten. Anhand polizeilicher Unfallstatistiken zeigen die Ökonomen, dass die Zahl der verletzten Personen während der morgendlichen Stoßzeiten an Streiktagen um 20 Prozent stieg.
  • Schließlich weisen die Ergebnisse einen starken Anstieg der Umweltbelastung aus. Die Feinstaubbelastung nimmt morgens um 13 bis 15 Prozent zu, was bereits kurzfristig zu Gesundheitsproblemen führt.
  • In den Diagnosestatistiken von Krankenhäusern erkannten die Forschenden an Streiktagen eine Zunahme an Einweisungen mit Atemwegserkrankungen. Betroffen sind vor allem kleine Kinder: die Zahl deren Krankenhauseinweisungen nimmt wegen Atemwegserkrankungen um 11 Prozent zu.

Streiks im öffentlichen Nahverkehr verursachen also nicht nur Staukosten, sondern stellen auch eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und die Gesundheit dar, so das Fazit der Forschenden. Sie gehen davon aus, dass die in der Studie identifizierten Schäden für die Stadtbevölkerung die Kosten der bestreikten Unternehmen um ein Vielfaches übersteigen. „Unsere Studie trägt dazu bei, ein vollständiges Bild über die Kosten von Streiks im öffentlichen Nahverkehr für die Gesellschaft zu erhalten“, fasst Stefan Bauernschuster zusammen. Dabei schließt er nicht aus, dass Streiks unter Umständen langfristig auch Nutzen für die Stadtbevölkerung bringen könnten, wenn es dadurch zu Tarifeinigungen kommt, die die Abläufe im ÖPNV verbessern. "Jedenfalls liefern wir mit der Studie eine Grundlage für politische und juristische Diskussionen über die Verhältnismäßigkeit von Streiks im ÖPNV."

Erklärvideo der American Economic Association zur Studie

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Prof. Dr. Stefan Bauernschuster ist seit 2013 Inhaber des Lehrstuhls für Public Economics an der Universität Passau sowie Projektleiter im DFG-Graduiertenkolleg 2720. Er ist Forschungsprofessor am ifo Institut München, Research Fellow des CESifo Netzwerks, Research Fellow des IZA Bonn und Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik beim Verein für Socialpolitik.

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