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Ethisches Handeln im Zeichen des Donuts

Dr. Annekatrin Meißner vom Institut für Angewandte Ethik in Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung an der Universität Passau forscht zur Donut-Ökonomie, einem Konzept der englischen Wirtschatfswissenschaftlerin Kate Raworth. 

Wie müssen wir im ökonomischen Bereich handeln, um die Lebensqualität der Menschen weltweit zu verbessern und gleichzeitig die planetaren Grenzen zu wahren? Welche lokalen Projekte können dazu beitragen, dass wir im Einklang mit unserer natürlichen Umgebung leben? Und welche Antworten liefert darauf das Konzept der Donut-Ökonomie? Mit solchen Fragen beschäftigten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut für Angewandte Ethik in Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung der Universität Passau.

Als im Sommer 2021 in der Passauer Fußgängerzone die Filiale einer Donut-Kette ihre Tore öffnete, war der Andrang enorm. Die Warteschlange war zeitweilig so lang, dass sie von der Ludwigstraße bis in die Große Klingergasse reichte. Genau dort startete im Sommer 2023 die neue Veranstaltungsreihe „Uni live – Campus trifft Stadt“. Auch hier stand der frittierte Teigring im Mittelpunkt. Dr. Annekatrin Meißner, Geschäftsführerin des Instituts für Angewandte Ethik in Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung, präsentierte den Zuhörerinnen und Zuhörern die Grundlagen der „Donut-Ökonomie“ von Kate Raworth. Im Anschluss daran führten zwei Mitarbeiterinnen des Instituts, Nelly Rahimy und Sina Kehrwieder, einen Workshop durch, bei dem sie das Konzept auf die Stadt Passau übertrugen.

Logo Instit für Angewandte Ethik in Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung.

Das Institut Ethik WAW der Universität Passau versteht sich als wissenschaftliches Kompetenzzentrum für wirtschafts- und unternehmensethische Fragestellungen sowie für eine ethisch fundierte Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit und Bildung. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Instituts zählen die ethischen Grundlagen nachhaltigen Wirtschaftens, nachhaltigen Unternehmertums sowie die Nachhaltigkeitstransformation von Organisationen und Gesellschaft. Zentrales Ziel des Instituts ist es, den Dialog zwischen Wirtschaft und Ethik in interdisziplinären und fakultätsübergreifenden Formaten zu fördern und zu vertiefen.

Die Ökonomie vom Kopf auf die Füße stellen

Dr. Annekatrin Meißner forscht zur Donut-Ökonomie. Symboldbild: Annekatrin Meißner schaut durch das Loch eines Donuts.

Dr. Annekatrin Meißner forscht zur Donut-Ökonomie.

Was die englische Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth anstrebt, ist durchaus ambitioniert: Sie will die Ökonomie vom Kopf auf die Füße stellen. Wie sie schreibt, ist die folgende Frage Ausgangspunkt ihres Konzeptes: „Wie wäre es, wenn wir nicht die etablierten, althergebrachten Theorien an den Anfang der Ökonomie stellen, sondern stattdessen die langfristigen Ziele der Menschheit, und versuchten, ein ökonomisches Denken zu entwickeln, das uns in die Lage versetzt, diese Ziele zu erreichen?“

Um ihr Konzept anschaulich zu illustrieren, greift Kate Raworth zum Donut. Im Loch des Krapfens befinden sich „die großen Geißeln und Nöte der Menschheit wie Hunger und Analphabetentum“. Außerhalb des Donuts liegen die planetaren Grenzen, die zum Beispiel im Hinblick auf die Luftverschmutzung oder die Zerstörung der Ozonschicht nicht überschritten werden sollten. Genau zwischen diesen planetaren Grenzen auf der einen Seite und den Nöten der Menschheit auf der anderen liegt der sichere und gerechte Raum, der eigentliche Donut, in dem es niemandem an lebensnotwendigen Dingen mangelt. Weder an Nahrung oder Wohnraum noch an Gesundheitsversorgung oder politischer Mitsprache. Nach Kate Raworth sollte die Ökonomie so ausgerichtet werden, dass alle Menschen innerhalb dieses sicheren und gerechten Raumes leben können.

Amsterdam macht vor, wie es geht

Amsterdam ist Vorreiterin, was die praktische Umsetzung der Donut-Ökonomie anbelangt. Wie Annekatrin Meißner erläutert, gibt es mit der „Amsterdam Donut Coalition“ dort seit 2019 ein großes Netzwerk von Menschen, die sich für die Ideen von Kate Raworth begeistern und gemeinsam daran arbeiten, ihr Konzept durch lokale Projekte mit Leben zu füllen. Auch die Stadtverwaltung unterstütze das Ziel des Netzwerks, die niederländische Hauptstadt in einen urbanen Raum mit einer fairen, sozialen Basis für alle zu verwandeln – und das innerhalb sicherer ökologischer Grenzen. Amsterdam habe mit diesem Netzwerk schon weitere Metropolen inspiriert wie Brüssel oder Barcelona, aber ebenso Kleinstädte wie Bad Nauheim.

Logo: Uni Live - Campus trifft Stadt.

Die im Sommer 2023 gestartete Veranstaltungsreihe „Uni Live – Campus trifft Stadt“ lädt Bürgerinnen und Bürger dazu ein, die Universität Passau und ihre Forschenden näher kennenzulernen. In einem vielfältigen Programm präsentieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Forschungsergebnisse und ihren Nutzen für die Gesellschaft. Sie geben Einblick in ihre Erkenntnisse zu aktuellen Themen und stellen außerdem ihre Aktivitäten in den Bereichen Nachhaltigkeit, Politik oder Kultur vor. Veranstaltungsort ist ein barrierefreier Raum in der Ludwigstraße 8 mit Zugang über die Große Klingergasse 2a.

Auch in Passau mangelt es nicht an Ideen

Wie gelingt es Unternehmen und Organisationen, sich so zu transformieren, dass ihr unternehmerisches Handeln den Prinzipien der Donut-Ökonomie entspricht? Genau das untersucht Annekatrin Meißner zusammen mit Prof. Dr. Suleika Bort, Inhaberin des Lehrstuhls für Internationales Management und soziales Unternehmertum an der Universität Passau. Seit 2022 analysieren die beiden im Rahmen eines Kooperationsprojektes, das eine dreijährige Laufzeit hat und von der Dr. Hans-Karl Fischer Stiftung mit einer Anschubfinanzierung gefördert wird, erfolgversprechende Praktiken von Unternehmen und Organisationen im Bereich der Nachhaltigkeitstransformation.

Ziel des Projektes sei es, allen interessierten Unternehmen, Organisationen und kommunalen Verwaltungen im Passauer Raum Transferwissen zur Verfügung zu stellen. „An Ideen, wie man sich auch in Passau den Zielen der Donut-Ökonomie annähern könnte, mangelt es nicht“, so Annekatrin Meißner. Das habe die Auftaktveranstaltung der neuen Reihe „Uni live - Campus trifft Stadt“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Dieser Beitrag stammt aus dem Campus Magazin (01/2024) 

Prof. Dr. Bernhard Bleyer.

Prof. Dr. Bernhard Bleyer

forscht zu Methodologie katholisch-theologischer Ethik, zur Identität christlicher Caritas in pluraler Gesellschaft und zu normativen Fragen nachhaltiger Entwicklung

Auf welchen Wegen kommt eine theologische Ethik zu wissenschaftlichen Erkenntnissen?

Auf welchen Wegen kommt eine theologische Ethik zu wissenschaftlichen Erkenntnissen?

Prof. Dr. Bernhard Bleyer ist seit 2021 am Lehrstuhl für Theologische Ethik an der Universität Passau tätig und leitet den Masterstudiengang Caritaswissenschaft und werteorientiertes Management sowie das Institut für Angewandte Ethik. Im Jahr 2007 promovierte er im Fach Moraltheologie an der Universität Regensburg. Später übernahm er die Leitung des Instituts für Nachhaltigkeit an der Ostbayerischen Technischen Hochschule. Im Anschluss wechselte er auf die Professur Applied Ethics and Sustainable Development in Health Science an der Technischen Hochschule Deggendorf. Die Habilitation an der KU Linz erfolgte im Jahr 2019.

Frau Professorin Suleika Bort, Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Management und Soziales Unternehmertum an der Universität Passau.

Prof. Dr. Suleika Bort

forscht zu global agierenden Organisationen, Netzwerken, Nachhaltigkeit und Sozialem Unternehmertum

Wie können global tätige Organisationen sozial und nachhaltig gestaltet und geführt werden?  

Wie können global tätige Organisationen sozial und nachhaltig gestaltet und geführt werden?  

Prof. Dr. Suleika Bort ist seit 2020 Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Management und Soziales Unternehmertum an der Universität Passau. Darüber hinaus ist sie Vorstandsvorsitzende des Beirates des Instituts für Angewandte Ethik in Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung der Universität Passau und seit Herbst 2023 Prodekanin der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Passau. Zuvor arbeitete Prof. Dr. Bort unter anderem an der Universität Mannheim, der TU Chemnitz und der University of Sydney in Australien. 

Dr. Annekatrin Meißner vor der Donau und der Passauer Ortsspitze.

Dr. Annekatrin Meißner

forscht zu Wirtschafts- und Unternehmensethik

Wie kann nachhaltiges Wirtschaften gestaltet werden?

Wie kann nachhaltiges Wirtschaften gestaltet werden?

Dr. Annekatrin Meißner ist Geschäftsführerin des Instituts für Angewandte Ethik in Wirtschaft, Aus- und Weiterbildung (Ethik WAW). Das Institut forscht und lehrt interdisziplinär zu den Themen Wirtschafts- und Unternehmensethik und Nachhaltigkeit und arbeitet eng mit Organisationen und Unternehmen aus der Region zusammen.

Bluesky

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