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All you need is love? Wie Arbeitsmarkt und Familienpolitik auf Partnerschaften wirken

Nachwuchsökonomin Dr. Katrin Huber ist für ihre Dissertation an der Universität Passau ausgezeichnet worden. Sie untersucht darin mit Hilfe von mikroökonometrischen Methoden, wie sich Einkommensschocks, die Einführung von Elterngeld und der Ausbau von Kinderbetreuung auf Arbeitsangebotsentscheidungen in Partnerschaften auswirken und welche Folgen dies für die Entwicklung von Kindern hat.

Sie ist die erste Trägerin des mit 8000 Euro dotierten Karl Paul Hensel-Preises: Dr. Katrin Huber, ehemalige Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Public Economics an der Universität Passau, hat die Auszeichnung für ihre Forschung zu den Auswirkungen von Arbeitsmarkt und Familienpolitik erhalten. Ihre Dissertation mit dem Titel „Empirical Essays on Decision-Making Within Families: Determinants and Consequences of Family Labor Supply“ trage zur „wissenschaftlichen Fortentwicklung der Ordnungspolitik“ bei, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung. „Ich empfinde den Preis als sehr schöne Anerkennung für meine jahrelange Forschungsarbeit“, sagt Dr. Huber, die inzwischen als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Potsdam tätig ist.

Alle drei Aufsätze der Dissertation behandeln nicht nur wissenschaftlich interessante, sondern auch politisch hochrelevante Themenkomplexe

Prof. Dr. Stefan Bauernschuster, Universität Passau

Dr. Hubers Dissertation umfasst drei Fachaufsätze, die jeweils für sich stehen. Sie untersucht darin mit modernen mikroökonometrischen Methoden folgende Themen:

  • Einkommensschocks und Risikostreuung innerhalb von Haushalten: Im ersten Aufsatz zeigt Dr. Huber zusammen mit Co-Autor Erwin Winkler, dass Einkommensschocks in Partnerschaften ausgeglichen werden können, wenn Paare nicht im selben Ausmaß von einem Schock betroffen sind. Die Autorin und der Autor weisen nach, dass Lohnungleichheiten, die infolge der Internationalisierung des Handels mit China und Osteuropa entstanden sind, sehr viel geringer ausfallen, wenn man die Haushaltsebene betrachtet – und zwar um bis zu 40 Prozent.
     
  • Karrierekosten des Kinderkriegens:  Im zweiten Aufsatz untersucht Dr. Huber, welche Mütter von Betreuungsangeboten besonders profitieren. Es sind jene Frauen, deren Lohn mit zunehmendem Alter sehr schnell wachsen würde und die über Spezialwissen oder einen bestimmten Kundenstamm verfügen und somit schwer zu ersetzen sind. Sie können mit Hilfe von Kinderbetreuung schneller in ihren Job zurückkehren und damit ihre Lohneinbußen verringern.
     
  • Elterngeld und soziale Entwicklung von Kindern: Im dritten Aufsatz betrachtet Dr. Huber, wie sich die Elterngeldreform 2007 auf Familien in Deutschland ausgewirkt hat. Während im alten System nur bedürftige Familien Zuschüsse bekamen, gehörten diese zu den Verliererinnen und Verlieren im neuen System, in dem die Zuschüsse an das vorherige Einkommen gekoppelt sind. Dr. Huber zeigt, dass die Kinder der Verlierer-Familien in den ersten beiden Jahren eine schlechtere sozio-emotionale Entwicklung aufweisen. 
Dr. Katrin Huber

Dr. Katrin Huber ist für ihre Dissertation an der Universität Passau ausgezeichnet worden. Foto: Lichtbox Passau

„Alle drei Aufsätze der Dissertation behandeln nicht nur wissenschaftlich interessante, sondern auch politisch hochrelevante Themenkomplexe“, erklärt Prof. Dr. Stefan Bauernschuster, der die mit Summa cum laude bewertete Dissertation an der Universität Passau betreut hat. „Die Auszeichnung belegt, auf welch hohem wissenschaftlichen Niveau Dr. Huber arbeitet.“ 

Katrin Huber hat an der Universität Passau von 2014 bis 2019 am Lehrstuhl für Public Economics promoviert. Das Elterngeld-Thema knüpft an ihre Masterarbeit an, die sie auch bereits bei Prof. Dr. Bauernschuster im Rahmen ihres Masterstudiums International Economics and Business an der Universität Passau verfasst hat. „Ich habe die Atmosphäre an der Universität Passau und die Betreuungssituation sehr genossen“, berichtet Dr. Huber. „Dass ich eine akademische Laufbahn einschlagen würde, zeichnete sich bereits während meines Studiums ab.“ An der Forschungsarbeit gefalle ihr, dass sie politiknahe Themen empirisch untersuchen könne und daraus auch konkrete Empfehlungen für politische Entscheidungspersonen ableiten könne.

Prof. Dr. Bauernschuster habe sie auf diesem Weg von Anfang an begleitet und gefördert. So habe er sie dabei unterstützt, ihre Arbeiten auf internationalen, wissenschaftlichen Konferenzen präsentieren zu können. Zwei Aufsätze ihrer Dissertation sind denn auch in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert worden:

Dem Lehrstuhl-Team der Universität Passau ist Dr. Huber als affiliierte Wissenschaftlerin verbunden. „Wir arbeiten aktuell an neuen, gemeinsamen Forschungsprojekten“, so Prof. Dr. Bauernschuster.

Text: Kathrin Haimerl

 

Prof. Dr. Stefan Bauernschuster

forscht zu empirischer Evaluation politischer Maßnahmen

Wie beeinflussen politische Maßnahmen Entscheidungen von Individuen und Familien?

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Prof. Dr. Stefan Bauernschuster ist seit 2013 Inhaber des Lehrstuhls für Public Economics an der Universität Passau sowie Projektleiter im DFG-Graduiertenkolleg 2720. Er ist Forschungsprofessor am ifo Institut München, Research Fellow des CESifo Netzwerks, Research Fellow des IZA Bonn und Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik beim Verein für Socialpolitik.

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