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Eine Wissenschaft für sich

Forschung kostet. Allein aus ihrer Grundfinanzierung könnten Universitäten viele Projekte nicht bestreiten. Die Universität Passau war zuletzt überdurchschnittlich erfolgreich mit Förderanträgen bei der Europäischen Union – was die EU zu einem ihrer wichtigsten Drittmittelgeber macht. Hinter diesem Erfolg stecken wissenschaftliche Exzellenz, viel Arbeit – und die helfenden Hände der Abteilung Forschungsförderung.

 

Bild von Sabine Wiendl, Referat Forschungsförderung, Universität Passau

Sabine Wiendl, Leiterin der Abteilung Forschungsförderung an der Universität Passau. Foto: Studio Weichselbaumer

Am Anfang steht immer eine richtig gute Idee. Doch nur, weil es diese gibt, wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler häufig noch nicht, welches Förderprogramm die Realisierung unterstützen könnte. „Es gibt Förderprogramme, die thematische Vorgaben enthalten – wir nennen das ‚Top-down-Prinzip‘ – und solche, die themenoffen sind, das heißt dann ‚Bottom-up-Prinzip‘, erklärt Sabine Wiendl, Leiterin der Abteilung Forschungsförderung und Spezialistin für europäische Förderprogramme.  „Im Idealfall kennen die Forscherinnen und Forscher bereits Forschende im europäischen Ausland, mit denen sie das Projekt gemeinsam durchführen wollen.“ Ist dies nicht der Fall, unterstützt das Transferzentrum der Universität Passau bei der Suche nach geeigneten Partnern. Die Entscheidung, in welches Programm die Projektidee inhaltlich letztlich passt, trifft die Professorin oder der Professor nach der Beratung selbst.

Die Europäische Kommission gibt exakt vor, wie ein Projektantrag auszuarbeiten und bis zu welcher Frist er einzureichen ist. Hier setzt die Arbeit des Referats „Europäische Forschungsprogramme“ an: „Wir beraten die Professorin oder den Professor daher im weiteren Verlauf gemeinsam mit der Finanzabteilung zu allen administrativen, juristischen und finanziellen Fragen des Antrags: Wer kann Projektpartner sein? Sind strategische Antragspassagen intern abzustimmen? Gibt es eine Anschubfinanzierung der Universität Passau, die bei der der Antragstellung hilft? Welche Posten muss der Kosten- und Finanzierungsplan umfassen? Was ist ein Auditzertifikat? Wo sind mögliche ethische Aspekte des Forschungsprojekts zu adressieren? Und, und, und – die Liste ist lang.“ Und dann? Sabine Wiendl lächelt.  „Dann beginnt das große Warten.“ Mehrere Monate kann es nach Einreichung des Antrags dauern, bis unabhängige Expertinnen und Experten der Europäischen Union ihre Begutachtung abgeschlossen haben. Wird das Projekt bewilligt – die Erfolgsaussichten variieren je nach Förderprogramm teils erheblich – begleitet die Abteilung Forschungsförderung das Projekt juristisch bei der Verhandlung sämtlicher Verträge und die Finanzabteilung übernimmt gemeinsam mit der Professorin oder dem Professor die finanzielle Abwicklung des Projekts.

Alle arbeiten an einem gemeinsamen Ziel, der bestmöglichen Umsetzung der Projektidee.

Sabine Wiendl, Abteilung für Forschungsförderung an der Universität Passau

Klingt aufwändig, ist es auch: „Dieser ganze Prozess ist recht komplex und die Konkurrenz ist teilweise sehr groß. Auch sehr gute Anträge werden daher nicht immer gefördert“, so Wiendl. „Die Universität Passau hat es jedoch geschafft, innerhalb der letzten fünf Jahre insgesamt 41 neue EU-Projekte einzuwerben, das ist ein toller Erfolg.“ Derzeit kooperiert die Universität dabei mit wissenschaftlichen Institutionen aus 23 EU-Mitgliedstaaten, am häufigsten mit Partnern in Österreich, im Vereinigten Königreich, in Italien, Spanien, Griechenland und den Niederlanden. „Für uns sind diese Projekte unglaublich spannend: Egal aus welchem Land jemand stammt, welche Muttersprache jemand spricht oder in welchem Bereich einer Hochschule jemand tätig ist: Alle arbeiten an einem gemeinsamen Ziel, der bestmöglichen Umsetzung der Projektidee.

Die europäischen Forschungsprogramme im Überblick

Horizon 2020 ist das wichtigste Programm der Europäischen Union zur Förderung von Wissenschaft, technologischer Entwicklung und Innovation. Es will die Wettbewerbsfähigkeit Europas stärken, ist breit angelegt und finanziert Projekte im Bereich der Grundlagenforschung bis zur marktnahen Innovation. Ein Großteil der Fördermittel dient der Lösung von bedeutenden gesellschaftlichen Herausforderungen wie Gesundheit, Energieeffizienz und Europa in einer sich verändernden Welt. Gefördert werden grundsätzlich Projekte, die in einem Verbund aus mindestens drei Einrichtungen (z.B. Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstitute, Unternehmen) aus jeweils drei verschiedenen EU-Mitgliedstaaten oder assoziierten Staaten bearbeitet werden. Seit 2014 hat die Europäische Union u.a. 41 Forschungsverbünde mit Beteiligung der Universität Passau neu bewilligt bzw. wurde die Bewilligung in Aussicht gestellt.

Mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) will die Europäische Union die Lebensbedingungen in den verschiedenen europäischen Regionen fördern. Hierfür gibt es zwei Programme: Investitionen in Wachstum und Beschäftigung (IWB) und Europäische territoriale Zusammenarbeit (INTERREG V). Die Universität Passau beteiligt sich insbesondere am Programm INTERREG V A, das grenzübergreifende Projekte mit Partnern in Österreich oder der Tschechischen Republik fördert.

Erasmus+ finanziert im Bereich Forschung u.a.Jean-Monnet-Aktivitäten“. Das sind Vorhaben, die darauf zielen, Exzellenz in Lehre und Forschung im Bereich der EU-Studien aufzubauen und zu fördern.

Im Idealfall fördert die Europäische Union die Projektkosten der Universität Passau zu 100 Prozent und gewährt zusätzlich eine Pauschale zur Finanzierung der sogenannten indirekten Kosten für etwa Strom, Heizung und Telefon. Dies ist allerdings nicht immer der Fall. In bestimmten Programmschienen fördert die Europäische Union nur 50 bis 85 Prozent der Projektkosten. Die Universität Passau hat sich dann an den Kosten finanziell zu beteiligen – „vor allem in Großprojekten nicht immer einfach zu stemmen“, weiß Wiendl.

Dennoch schlägt sich die Universität im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gut, was ihre Erfolgsquote bei den EU-Programmen betrifft: „Im DFG-Förderatlas 2018 ist die Universität sogar unter den 20 besten deutschen Hochschulen bei der Förderung in den Informations- und Kommunikationstechnologien im EU-Programm Horizon 2020 gelistet. Damit profitiert die Universität Passau sehr von den EU-Förderprogrammen“, zieht Sabine Wiendl Bilanz.

Text: Katrina Jordan


Weitere Informationen: www.uni-passau.de/forschung/forschungsfoerderung
 

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