Mit dem Teleskop auf der Sternwarte auf der Veste Oberhaus kann Isabella Graßl tatsächlich ins Universum schauen. Die Informatikerin will das Universum aber noch mit einem anderen Bereich zusammenbringen, der manchen ebenfalls wie eine fremde Welt anmutet: die Programmiersprache. Mit diesem Vorhaben gehört sie zu den Gewinnerteams des Hochschulwettbewerbs 2023 von Wissenschaft im Dialog (WiD), den die gemeinnützige Organisation jedes Jahr in Kooperation mit dem Bundesverband Hochschulkommunikation und der Hochschulrektorenkonferenz zum Thema des BMBF-Wissenschaftsjahrs ausschreibt. Dabei handelt es sich um eine Aktivität des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich Wissenschaftskommunikation. In diesem Jahr lautet das Thema: „Faszination Universum“.
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„Informatik und Programmieren werden genauso wie Astrophysik und das Universum sehr oft als etwas Abstraktes wahrgenommen, das vor allem Männern vorbehalten ist“, sagt Graßl, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Software Engineering II von Prof. Dr. Gordon Fraser. Sie ist außerdem Frauenbeauftragte der Fakultät für Informatik und Mathematik und im MINT-Frauennetzwerk engagiert. Dem nach wie vor gängigen Bild des nerdigen Programmierers entspricht die quirlige Nachwuchswissenschaftlerin mit den langen roten Haaren tatsächlich nicht.
Informatik diverser gestalten
Am Lehrstuhl widmet sie sich denn auch bereits seit längerem ihrem Ziel, den Bereich Informatik diverser zu gestalten: In ihrer Promotion beschäftigt sie sich mit dem Thema Diversität in der Programmierausbildung mit Fokus auf geschlechterspezifische Effekte in Programmiereinstiegskursen. Sie gibt Kurse für Kinder und Jugendliche, insbesondere Mädchen, die sie spielerisch mit Hilfe von Scratch an das Programmieren heranführen möchte. „Wichtig ist: Es sind keinerlei Vorkenntnisse nötig“, betont Graßl. Sie arbeitet mit der blockbasierten Programmiersprache Scratch, die das Massachusetts Institute for Technology entwickelt hat und die sich bereits für Kinder im Grundschulalter eignet. Das Ganze funktioniert nach dem Baukastenprinzip: Die Kinder schieben mehrere Klötzchen aneinander und können so eigene Figuren erschaffen und zum Leben erwecken.
Informatikerin Isabella Graßl und Studentin Daniela Polzer, die sich um die Kommunikation des Projekts kümmern wird. Fotos: Uli Schwarz
Genau das hat Graßl auch in Codeversum vor: „Kinder und Jugendliche sollen ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ganze Landschaften mit Planeten entstehen lassen." Denkbar sei ein Spiel mit den spezifischen Eigenschaften verschiedener Planeten: Bei manchen Planeten könne die Figur etwa wegen einer geringeren Schwerkraft höher hüpfen, andere Planeten könne sie womöglich gar nicht betreten, weil der Boden aus Lava ist. So würden sich die Kinder und Jugendlichen spielerisch Wissen über Astrophysik aneignen. „Der Bezug zum Thema Universum ist dabei nicht nur auf harte Fakten reduziert, sondern bezieht auch innovative und visionäre Ideen mit ein, wie etwa Leben auf anderen Planeten aussehen kann oder wie sich die Menschheit auf anderen Planeten ansiedelt“, sagt Graßl.
Als nächstes geht es für sie und ihr Team ans vorbereitende Programmieren geeigneter Scratch-Projekte und ans Testen. Ab April plant Graßl mit den ersten Kursterminen. Zielgruppe der Kurse sind Kinder und Jugendliche von der 3. bis zur 10. Jahrgangsstufe. Zum Projekt wird es auch einen Instagram-Kanal geben, der über Grundlagen im Programmieren, Kurstermine und den Projektverlauf informiert.
Wer sich für das Projekt interessiert und die ersten Kurstermine nicht verpassen will, kann sich per Mail anmelden.
Text: Kathrin Haimerl