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Freiheit in der Fishbowl

Kant heute - Freiheit im 21. Jahrhundert: Zu diesem Thema hat das BMBF-Projekt PASSAUtonomy eine partizipative Podiumsdiskussion mit Studierenden und Expertinnen und Experten aus der Philosophie im Audimax der Universität Passau veranstaltet.

Eine Kant-Ausgabe aus der eigenen Studienzeit hatte Prof. Dr. Jan-Oliver Decker, Dekan der Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät, zu seinem Grußwort mitgebracht. Denn ein Ziel des Abends war es, diese nun um die 250 Jahre alten Texte mit aktuellen Fragen zu konfrontieren: Was bedeutet Freiheit im 21. Jahrhundert und inwiefern deckt sich unser heutiges Verständnis von Freiheit mit dem Freiheitsbegriff von Immanuel Kant? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion mit begleitender Ausstellung, die Anfang Juli im Rahmen des Projekts PASSAUtonomy im Audimax der Universität Passau stattfand.

Auf dem Podium begrüßte das Projektteam drei Kant-Expertinnen und -Experten, die unterschiedliche Ideen zu Freiheit und Immanuel Kant mitbrachten: Prof. Dr. Peter Niesen von der Universität Hamburg stellte Kants Konzept der äußeren Freiheit vor, also der Freiheit von den Einschränkungen durch andere Personen. Dr. Katharina Naumann von der Universität Magdeburg dagegen widmete ihren Redebeitrag der Idee der inneren Freiheit, also der Freiheit individuellen Handelns. Ass.-Prof. Dr. Aloisia Moser von der Katholischen Privat-Universität Linz wiederum brachte eine ästhetische Perspektive ein, die Freiheit in der sinnlichen Wahrnehmung verortet. Auf dieser Grundlage und über die Beiträge aus dem Publikum entspann sich eine spannende Diskussion zu aktuellen Themen wie humanitäre Interventionen, die Klimakrise oder moderne Technologien wie künstliche Intelligenz.

Die Moderatorinnen Johanna Sinn (v.l.) und Lena Scholz von PASSAUtonomy mit den Podiumsgästen Prof. Dr. Peter Niesen (Universität Hamburg), Ass.-Prof. Dr. Aloisia Moser (Katholischen Privat-Universität Linz) und Dr. Katharina Naumann (Universität Magdeburg). Fotos: PASSAUtonomy / Marie Hirsch, Julia Berner, Johanna Sinn

Das Besondere an der Diskussion war neben den geladenen Gästen vor allem das sogenannte Fishbowl-Format mit freien Stühlen zur Publikumsbeteiligung. Teilnehmende konnten so von ihren Plätzen im Hörsaal auf das Podium wechseln und sich  den ganzen Abend über mit Fragen und Kommentaren in die Runde einbringen. Fabian Willemsen aus dem Projektteam, der an der Universität Passau Staatswissenschaften studiert, freute sich sehr darüber, dass diese Idee aufgegangen ist: „Für mich war es ein besonderes Erlebnis zu sehen, dass die freien Stühle in der Diskussion ausschließlich von Studierenden in Anspruch genommen wurden, die dadurch auf Augenhöhe mit den anwesenden Kant-Expertinnen und -experten diskutieren konnten.“ Auch Johanna Sinn zeigte sich begeistert von dem Format: „Die Podiumsgäste haben alle Fragen und Kommentare sehr wertschätzend beantwortet. Es war ein schönes Erlebnis, Gedanken von so vielen Seiten in den Austausch zu bringen.“

Philosophischen Austausch über Freiheit und damit zusammenhängende Themen anzuregen, ist auch über die Podiumsdiskussion hinaus das Anliegen des Projekts. Im Foyer des Audimax fand dazu eine kleine Ausstellung statt: Am „Freiheitsflipper“, einem philosophischen Ausstellungsstück aus der diesjährigen Kant-Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn, konnte man sich spielerisch mit unterschiedlichen Auffassungen des Freiheitsbegriffs auseinandersetzen. Außerdem konnten Universitätsangehörige und andere Teilnehmende an einer kollektiven Gedankensammlung zu Kant und dem Begriff Freiheit mitwirken, indem sie ihre Notizen an ein großes Fischernetz anhefteten. Mit diesen Installationen war die Projektgruppe an den beiden vorausgehenden Tagen im Foyer des Nikolaklosters zu sehen und lud die Vorbeigehenden zur Mitteilung ihrer Ideen ein. So gelang es mit Goldfischglas (Fishbowl) und Netz nicht nur, Ideen zu Freiheit einzufangen, sondern sie auch wieder in die Welt zu entlassen.

Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von zwei Mitgliedern der Projektgruppe: Lena Scholz, die in Passau Staatswissenschaften studiert, führte gemeinsam mit Johanna Sinn, Doktorandin der Philosophie, durch den Abend. Für Lena Scholz war dies eine wertvolle Erfahrung: „Es hat viel Spaß gemacht, mit den sehr engagierten Podiumsgästen ins Gespräch zu kommen und auf diese Art die doch teils sehr unterschiedlichen Positionen zum Thema Freiheit bei Kant kennenzulernen. Der freie Stuhl war dabei eine tolle Ergänzung, da dadurch auch die Fragen und Themen der Studierenden viel Raum auf dem Podium bekommen haben.“

Die Diskussion war eine von mehreren Veranstaltungen der Projektgruppe PASSAUtonomy, die sich aus den philosophiebegeisterten Studierenden Paulina Dannhäuser, Marie Hirsch, Marian Micke, Lena Scholz, Fabian Willemsen und Julia Berner sowie der Doktorandin Johanna Sinn zusammensetzt. Gemeinsam möchten sie an Schulen, an der Universität und mit der Bevölkerung der Stadt und des Landkreises Passau über die Philosophie von Immanuel Kant, seinen Freiheitsbegriff und dessen Relevanz für das 21. Jahrhundert ins Gespräch kommen. Das Projekt ist eines von zwölf Preisträgerprojekten des Hochschulwettbewerbs im Wissenschaftsjahr 2024, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und Wissenschaft im Dialog.

Die nächste Veranstaltung von PASSAUtonomy ist der dritte und vorerst letzte Termin der Reihe „Philosophieren im Biergarten“. Dieser findet statt am Mittwoch, 24. Juli 2024, ab 18.30 Uhr im Biergarten des Restaurant „Das Oberhaus“. Mehr dazu

Text: Julia Berner und Johanna Sinn

BMBF-Projekt PASSAUtonomy: Freiheit nach Immanuel Kant neu entdecken

BMBF-Projekt PASSAUtonomy: Freiheit nach Immanuel Kant neu entdecken

Das Passauer Projekt PASSAUtonomy ist einer der Gewinner des Hochschulwettbewerbs im Wissenschaftsjahr 2024, das diesmal dem Thema „Freiheit“ gewidmet ist. Das Projekt entdeckt die alte Idee des Philosophen Immanuel Kant – Frei sind wir, wenn wir uns selbst Gesetze geben können – neu.

Bluesky

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