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Akzeptieren und weiter

Die digitale Welt stellt uns mehrmals täglich vor diese Entscheidung: Sollen wir unsere Daten freigeben? Erklärvideo zum interdisziplinären bidt-Projekt „Vektoren der Datenpreisgabe“, das die rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen dieses Moments beleuchtet.

Moderne Technologien können Daten in großer Menge und in einer hohen Geschwindigkeit auswerten. Aus Big Data lassen sich Muster erkennen, Zusammenhänge ableiten und neue Erkenntnisse gewinnen. Daten bilden die Basis für neue Geschäftsmodelle. Die Nutzung von Datenmengen kann auch wohlfahrtsfördernd sein, zum Beispiel indem Mobilitätsdaten den Verkehrsstrom optimieren oder sich mit Hilfe von Gesundheitsdaten Krankheiten besser behandeln lassen.

Damit Daten aber überhaupt zur Verfügung stehen, müssen Bürgerinnen und Bürger diese preisgeben. Täglich werden viele solcher Entscheidungen gefällt, zum Beispiel bei der Nutzung einer App, beim Online-Shoppen oder beim Akzeptieren des Cookie-Banners auf Webseiten. Was aber beeinflusst die Bereitschaft, Daten preiszugeben? Welche Rolle spielen dabei der rechtliche Rahmen und kulturelle Faktoren?

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„Datenökosysteme werden weltweit durch personenbezogene Daten gespeist. Die Voraussetzung dafür ist die Offenlegung dieser Daten“, sagt der Passauer Jurist Prof. Dr. Moritz Hennemann im Erklärvideo zum bidt-Projekt „Vektoren der Datenpreisgabe“. „In unserem Projekt analysieren wir die rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen, die diesen Prozess bestimmen.“

Das Team verfolgt einen vergleichenden, interdisziplinären Ansatz: Es verbindet an der Universität Passau die Kulturwissenschaften und die Wirtschaftsinformatik mit der rechtswissenschaftlichen Perspektive. Förderung erhält es vom Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) in München. Neben Prof. Dr. Hennemann (Lehrstuhl für Europäisches und Internationales Informations- und Datenrecht) gehören Prof. Dr. Kai von Lewinski (Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Medien- und Informationsrecht), Prof. Dr. Daniela Wawra (Lehrstuhl für Englische Sprache und Kultur) und Prof. Dr. Thomas Widjaja (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Betriebliche Informationssysteme) zur Gruppe.

Das Projektteam ist interdisziplinär, das Forschungsthema international: Das Team hat Länder weltweit ausgewählt, um die Datenpreisgabe in unterschiedlichen Kulturdimensionen betrachten zu können. Neben der Europäischen Union mit Deutschland und der Schweiz als Nicht-EU-Land sind dies die USA sowie Brasilien, China, Ghana, Japan und Russland. „In einer digitalisierten Welt, wie es die Welt des Datenschutzes ist, ist das Problem allgegenwärtig. Doch die Regulierung findet auf Länderebene statt. Rechtliche Probleme lassen sich aber nicht lösen, wenn die Lösungsebene kleiner ist als die Probleme-Ebene“, sagt der Jurist Prof. Dr. Kai von Lewinski.

Podcast Datenaffaire

Prof. Dr. Kai von Lewinski im Podcast "Datenaffaire" über Erkenntnisse aus dem bidt-Projekt Vektoren der Datenpreisgabe

Kürzlich hat das Team auf einer bidt-Tagung in München Zwischenergebnisse präsentiert. Eine Erkenntnis aus dem rechtlichen Teilprojekt ist, dass die Europäische Datenschutzgrundverordnung zwar in der Theorie gerne als Goldstandard bezeichnet wird, aber in der Praxis mit unterschiedlichen kulturellen Gegebenheiten kollidiert. „Neben dem kulturellen Kontext beeinflussen noch weitere Faktoren die Frage, ob Menschen bereit sind, ihre Daten in ganz spezifischen Situationen preiszugeben“, sagt Prof. Dr. Daniela Wawra, Leiterin des kulturellen Teilprojekts. So spielten Fragen des Nutzens und Risikos eine Rolle, ebenso wie Fragen des Vertrauens. 

Schwerpunkt im dritten Förderjahr: länderspezifische Datenschutzrechte

Genau dieses abstrakte Gefühl von Vertrauen schaut sich die Wirtschaftsinformatik in dem Projektteam näher an: „Wir beobachten, dass Personen nicht konkret sagen können, worin der Datenschutz besteht, sondern ein eher abstraktes Gefühl haben. Im Projekt versuchen wir unter anderem zu verstehen, wie dieses abstrakte Gefühl Entscheidungen der Datenpreisgabe beeinflusst“, erklärt Prof. Dr. Thomas Widjaja. Denn dies sei auch für neue Geschäftsmodelle entscheidend.

Das Projekt läuft seit Januar 2021. Nach erfolgreicher Evaluation geht es nun in das dritte Förderjahr. Der Schwerpunkt wird auf den länderspezifischen Datenschutzrechten liegen. Die Forschenden wollen herausfinden, welche Rolle diese bei der Preisgabe-Entscheidung spielen. Dazu führt das Forschungsteam erneut Befragungen von Bürgerinnen und Bürgern sowie Datenschutz-Expertinnen und -Experten durch. Darüber hinaus analysieren und kategorisieren die beteiligten Juristinnen und Juristen anhand der bereits im Projekt erstellten Länderberichte bestehende Regulierungsinstrumente.

Illustrationen: Isabel Groll

Beteiligte Forschende im Porträt

Prof. Dr. Moritz Hennemann lächelt freundlich in die Kamera.

Prof. Dr. Moritz Hennemann

forscht zu Entwicklungen des Datenrechts weltweit

Welche Regulierungsmodelle für digitale Interaktionen sollten wir im 21. Jahrhundert verfolgen?

Welche Regulierungsmodelle für digitale Interaktionen sollten wir im 21. Jahrhundert verfolgen?

Prof. Dr. Moritz Hennemann ist seit 2020 Inhaber des Lehrstuhls für Europäisches und Internationales Informations- und Datenrecht sowie Leiter der Forschungsstelle für Rechtsfragen der Digitalisierung (FREDI) der Juristischen Fakultät Passau. Schwerpunkt seiner Forschung bilden die globale Entwicklung des Daten- und Datenschutzrechts sowie der Rechts- und Ordnungsrahmen der Digitalwirtschaft.

Prof. Dr. Kai von Lewinski

Prof. Dr. Kai von Lewinski

forscht zur Kollision von Rechtsräumen beim Informationsaustausch

Was bedeutet das Internet für das räumlich begrenzte Rechtssystem?

Was bedeutet das Internet für das räumlich begrenzte Rechtssystem?

Prof. Dr. Kai von Lewinski ist Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Medien- und Informationsrecht  und war Sprecher des DFG-Graduiertenkolleg 1681/2 "Privatheit und Digitalisierung" an der Universität Passau. Vor seiner Zeit in Passau war er unter anderem wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Datenschutz in Leipzig. Am Alexander-von-Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG Berlin) forschte er in einem Projekt zu „Global Privacy Governance“.

Prof. Dr. Daniela Wawra

Prof. Dr. Daniela Wawra

forscht zur Soziolinguistik und zum Kulturvergleich

Wie formen Kultur und Sprache analoge und digitale Interaktionen?

Wie formen Kultur und Sprache analoge und digitale Interaktionen?

Prof. Dr. Daniela Wawra hat den Lehrstuhl für Englische Sprache und Kultur an der Philosophischen Fakultät der Universität Passau inne. Von 2018 bis 2020 war sie Vizepräsidentin für das Ressort Studium, Lehre und Internationales.

Prof. Dr. Thomas Widjaja

Prof. Dr. Thomas Widjaja

forscht zu IT-Architekturmanagement, datenbasierten Geschäftsmodellen und Privatsphäre

Was verändert sich, wenn Firmen neue Dienstleistungen mit Kundendaten entwickeln?

Was verändert sich, wenn Firmen neue Dienstleistungen mit Kundendaten entwickeln?

Prof. Dr. Thomas Widjaja ist seit 2016 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Betriebliche Informationssysteme an der Universität Passau. Außerdem ist er Projektleiter im DFG-Graduiertenkolleg 2720. Er promovierte und habilitierte an der Technischen Universität Darmstadt.

bidt-Projekt "Vektoren der Datenpreisgabe": Warum und wie wir Daten preisgeben

bidt-Projekt "Vektoren der Datenpreisgabe": Warum und wie wir Daten preisgeben

In welchem Maß hängt unsere Bereitschaft, eigene Daten preiszugeben, von einer kulturellen Prägung sowie von dem bestehenden rechtlichen Rahmen ab? Wie wirkt sich der grenzüberschreitende Charakter einer Vielzahl von Datenpreisgaben aus?

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