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Coronakrise als Brennglas - auch für neue Forschungsansätze

Unsere Tagung zum Thema „Corona und mediale Öffentlichkeiten“ hat gezeigt, dass die Pandemie in den Geisteswissenschaften neue interdisziplinäre Perspektiven angestoßen hat. Von PD Dr. Dennis Gräf und Dr. Martin Hennig

Der Medienkulturwissenschaftler Dr. Martin Hennig (DFG-Graduiertenkolleg 1681/2 Privatheit und Digitalisierung) und PD Dr. Dennis Gräf vom Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft haben an der Universität Passau eine dreitägige, internationale und interdisziplinäre Online-Tagung zum Thema „Corona und mediale Öffentlichkeiten“ veranstaltet. Die Tagung wurde von der Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert. Zum Programm

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die das gesamte gesellschaftliche und kulturelle Leben beeinflussen, haben auch in unserer Forschung zu einer vertieften Beschäftigung mit den Themenfeldern Krise und Pandemie geführt. Wir haben deshalb die internationale und interdisziplinäre Tagung „Corona und mediale Öffentlichkeiten“ veranstaltet. Unser Ziel war es, Strukturen und Muster der bislang geführten, medial vermittelten Diskurse zum Coronavirus und der darüber konstituierten medialen Öffentlichkeiten (in den Leitmedien genauso wie auf Social Media) zu analysieren.

Der Präsident der Universität Passau, Prof. Dr. Ulrich Bartosch, hob in seinem Grußwort die Bedeutung einer solchen, medienwissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema hervor. Er betonte aber auch die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Selbstreflexion in Krisenzeiten.

Tatsächlich hat unsere Veranstaltung verdeutlicht, dass sich gegenwärtig in verschiedensten Disziplinen erste Schritte auf dem Weg zu einer umfassenden wissenschaftlichen Aufarbeitung und Analyse kultureller Krisendynamiken formieren. Die Vorträge berührten vielfältige übergreifende Fragen, etwa nach der Rolle fragmentierter Öffentlichkeiten im gesellschaftlichen Diskurs, nach angemessenen Wegen der Krisenberichterstattung aus Perspektive der Medienethik oder zur Bedeutung von Bildern in politischen Diskursen.

Die Bandbreite der Forschungsansätze, die wir digital versammeln konnten, sehen wir als eine zentrale Leistung unserer Tagung: Die interdisziplinären Beiträge konturierten das Feld aus medienwissenschaftlichen, medienethischen, linguistischen sowie sozial- und politikwissenschaftlichen Perspektiven. Zu Gast waren insgesamt 22 Forscher*innen mit 16 Vorträgen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen.

Während der Tagung kristallisierten sich auch einige disziplinübergreifende Forschungslinien heraus. So zeigten sich Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen zwischen den Feldern Wissenschaft, Journalismus und Politik als wiederkehrende Themen. Genauso rückten neuere journalistische Medienformate wie der Liveticker sowie kritische Aspekte von Wissenschaftsvermittlung in den Medien in den Blick. Daneben ging es wiederkehrend um das Verhältnis zwischen fiktionalen Narrativen zur Corona-Pandemie und realen gesellschaftlichen Diskussionen. So wurden über Social Media vermittelte Gesellschaftsbilder analysiert, die eigentlich aus Pandemieerzählungen in der Populärkultur stammen.

Wir haben es mit einem aufstrebenden Feld zu tun, das momentan in allen Disziplinen viel kreatives Potenzial weckt und dabei gesellschaftliche und kulturelle Grundlagen berührt.

PD Dr. Dennis Gräf und Dr. Martin Hennig, Universität Passau

In den Medien ist häufig die Rede von der Krise als „Brennglas“ für bestehende Probleme. Auch wir haben dieses Bild mehrfach auf unserer Tagung benutzt, insofern als die Corona-Pandemie schon vorher bekannte gesellschaftliche und mediale Entwicklungen zugespitzt  und gleichzeitig die Notwendigkeit einer intensiven wissenschaftlichen Aufarbeitung deutlich gemacht hat. Unsere Tagung hat aber auch gezeigt, dass dieses Brennglas in der Wissenschaft noch eine andere Wirkung entfacht: Wir haben es mit einem aufstrebenden Feld zu tun, das momentan in allen Disziplinen viel kreatives Potenzial weckt und dabei gesellschaftliche und kulturelle Grundlagen berührt.

Hinweis: Zu den Vorträgen der Tagung ist eine Publikation geplant.

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