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"Global Slumming" – Armut als Tourismus-Attraktion

"Global Slumming" – Armut als Tourismus-Attraktion

Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich in verschiedenen Großstädten des "Globalen Südens" eine Tourismusform etabliert, bei der geführte Touren durch Armutsviertel im Mittelpunkt stehen. Ein Geographen-Team der Universität Passau erforscht Gründe und Folgen.

Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich in verschiedenen Großstädten des "Globalen Südens" eine Tourismusform etabliert, bei der geführte Touren durch Armutsviertel im Mittelpunkt stehen. Das "Slumming" hat historische Vorläufer im globalen Norden, doch erst in der Gegenwart entwickelt es sich zu einer Massenerscheinung in Entwicklungs- und Schwellenländern und ist mittlerweile ein globales Phänomen.

In dem Forschungsprojekt "Global Slumming – Armutstourismus in räumlicher und zeitlicher Perspektive" untersucht ein Team um Prof. Dr. Malte Steinbrink, Inhaber des Lehrstuhls für Anthropogeographie an der Universität Passau, wie und mit welchen Folgen Slums zu touristischen Destinationen werden. Die Forscherinnen und Forscher analysieren dazu Medienberichte und führen vergleichende Fallstudien vor Ort in unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten des Globalen Südens durch, beispielsweise in Rio de Janeiro, Kapstadt, Windhoek und Mumbai.

"Eine Tour durch La Rocinha, Rio de Janeiros größte Favela, zählt heute fast ebenso zu den touristischen Must-Dos wie das Flanieren an der Copacabana und die Besteigung des Zuckerhuts", schildert Prof. Dr. Steinbrink. Die Sozialgeographinnen und -geographen nehmen die unterschiedlichen Ausprägungen der neuen städtetouristischen Form in den Blick. Sie untersuchen, wie sich slumtouristische Konzepte weltweit verbreiten und lokal umgesetzt werden. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, die Zusammenhänge von sozialen Strukturen und raumbezogenen Deutungsmustern zu erforschen und die Bedeutung moralisierender Betrachtungsweise auf die slumtouristische Praxis und die Armuts-Repräsentationen zu untersuchen.

Das Forschungsteam untersucht folgende Fragen: 

  1. Weshalb hat sich in der modernen (Welt-)Gesellschaft ein Markt für die Besichtigung von Armutsvierteln im globalen Süden gebildet? 
  2. Wie wird der touristische Blick auf Slums konstruiert; wie werden Slums zu Orten des Tourismus; und welche Bilder von Armut werden durch diesen Tourismus transportiert?
  3. Welche Folgen hat das "Slumming" für die Bewohnerinnen und Bewohner und die Stadtteilentwicklung?


Die Ziele des Projekts liegen somit auf den Ebenen der empirischen Grundlagenforschung, der Anwendungsorientierung und der Theoriearbeit. Die Forschungsarbeiten laufen seit 2007. Aus dem Projekt sind zahlreiche Publikationen hervorgegangen.

Projektleitung an der Universität Passau Prof. Dr. Malte Steinbrink (Lehrstuhl für Anthropogeographie)
Website https://www.phil.uni-passau.de/fachbereich-geographie/team/prof-dr-malte-steinbrink/global-slumming/
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