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BMBF-Projekt IndORGANIC: Passauer Team bereitet grüne Transformation in Indonesien vor

BMBF-Projekt IndORGANIC: Passauer Team bereitet grüne Transformation in Indonesien vorBMBF-Projekt IndORGANIC: Passauer Team bereitet grüne Transformation in Indonesien vor

Kann die Landwirtschaft des weltgrößten Inselstaats verstärkt auf Bio setzen? Ein Forschungsteam der Universität Passau testet das Potential von organischem Landbau in Indonesien - das BMBF fördert das Projekt mit 882 190 Euro.

Indonesien nach der grünen Revolution

Sie hieß grüne Revolution, doch die Ergebnisse sind zwiespältig: Mitte der 1960er Jahre wurde Indonesiens Landwirtschaft industrialisiert, um die Erträge zu steigern und einer Hungerkatastrophe vorzubeugen. Es war die Abkehr von der traditionellen Landwirtschaft. Die Folgen sind heute spürbar: Viele Böden haben an Fruchtbarkeit verloren und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln belasten die Nahrung. Ansätze, den biologischen Landbau zu fördern, gibt es bereits. "Doch der Anteil ist nach wie vor verschwindend gering", erklärt Michael Grimm, Professor für Entwicklungsökonomie an der Universität Passau, der das Projekt IndORGANIC zusammen mit Prof. Dr. Martina Padmanabhan, Lehrstuhl Vergleichende Entwicklungs- und Kulturforschung, leitet. Indonesien ist das größte und bevölkerungsreichste Land in Südostasien. Die Sozialwissenschaftlerin und der Ökonom wollen ausloten, inwieweit sich die dortige Landwirtschaft auf organischen Landbau umstellen ließe.

Wertewandel, Verteilungsfragen, Konflikte

Organischer Landbau, das heißt: Keine Pestizide, keinen künstlichen Dünger und damit eine nachhaltigere Produktion. Die traditionelle Landwirtschaft, wo sie noch praktiziert wird, soll durch kluge Methoden, wie beispielsweise der biologischen Schädlingsbekämpfung, ergänzt werden. Im Idealfall gleichen langfristige Nachhaltigkeitsgewinne durch hohe Ökosystemleistungen kurzfristige Produktionsminderung im Vergleich zum Status Quo aus. "Nahrungsmittelproduktion durch biologischen Landbau impliziert Transformationsprozesse, die Verteilungsfragen berühren, Konflikte über Werte in sich bergen und institutionellen Wandel erfordern", erklärt Prof. Dr. Padmanabhan.

Zu Anfang widmet sich das Forschungsteam dem Verständnis indonesischer Vorstellungen von Biolandbau, arbeitet vielversprechende biologischer Anbaumethoden heraus, um schließlich Bauern und Bäuerinnen zu überzeugen, diese auch anzuwenden. Getestet werden Techniken und erforderliche Anreizmechanismen im Rahmen eines Pilotexperiments in ungefähr 50 bis 60 Dörfern. Die Passauer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden mit der Universitas Atma Jaya in Yogyakarta und dem Institut Pertania Bogor auf der indonesischen Insel Java zusammenarbeiten, die sich wiederum ebenfalls untereinander vernetzen.

Sind Bäuerinnen empfänglicher für Bio?

Das Team erforscht den biologischen Landbau als Alternative zur konventionellen Agrarwirtschaft aus einer philosophischen, sozialen und ökonomischen Perspektive: Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Padmanabhan bringt Erkenntnisse über Werte- und Bedeutungssysteme ein, die menschliches Handeln leiten. Unter anderem untersucht sie die Unterschiede im Hinblick auf Geschlechterrollen: Bäuerinnen in Indonesien fokussieren sich eher um die Versorgung der jeweiligen Haushalte, während Bauern dazu neigen, gewinnorientiert zu produzieren. Sind somit möglicherweise die Bäuerinnen empfänglicher für die Umstellung auf Bio? Und wenn ja, wie können sie in dieser Haltung bestärkt werden?

Entwicklungsökonom Grimm bringt die wirtschaftswissenschaftliche Sicht ein: Welche Anreize sind nötig, um die Landwirte für das Konzept des organischen Landbaus zu gewinnen? Könnten Subventionen helfen, Hemmungen abzubauen oder sind vor allem mehr Informationen und Training notwendig? Die Ausgangslage bewertet er positiv: "Die Landwirtschaft ist relativ gut entwickelt, wir haben es mit einem riesigen internen Markt zu tun, darüber hinaus hat Indonesien mit Südkorea, Malaysia und China relativ wohlhabende Nachbarn." Indonesische Bioprodukte wie Reis (im Bild: Reisbauern bei der Arbeit in Indonesien, Foto: V. Schreer), Kaffee, Kakao, tropische Früchte und Wurzelknollen könnten zu Exportschlagern werden. Möglicherweise stellt die Umstellung auf Bio auch eine Attraktion für Touristinnen und Touristen dar. Bali nutzt dieses Argument schon.

Empfehlungen für Lokalregierungen

Am Ende des dreijährigen Projekts sollen stehen: eine umfassende Analyse der Situation und des Potentials des organischen Landbaus in Indonesien sowie Maßnahmen, die nötig wären, um diese Vision einer Bioökonomie zu verwirklichen. Das Team will sowohl einfach zugängliche Dossiers mit Handlungsanweisungen für die indonesischen Entscheidungsinstanzen verfassen, als auch Empfehlungen für Agierende wie die Weltbank und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Darüber hinaus soll es wissenschaftliche Publikationen für die Fachcommunity geben. Eine Webpräsenz begleitet das Projekt.

Beteiligte und Förderung

Prof. Dr. Martina Padmanabhan, Inhaberin des Lehrstuhls für Vergleichende Entwicklungs- und Kulturforschung mit Schwerpunkt Südostasien an der Universität Passau, leitet das Projekt zusammen mit Prof. Dr. Michael Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics. Partner in Indonesien sind die Universitas Atma Jaya Yogyakarta (UAJY) und das Institut Pertania Bogor (IPB) als auch die Alliance Organic Indonesia (AOI).

Förderung erhält das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über eine Laufzeit von drei Jahren in Höhe von 882.190 Euro.

Projektleitung an der Universität Passau Prof. Dr. Michael Grimm (Lehrstuhl für Development Economics), Prof. Dr. Martina Padmanabhan (Lehrstuhl für Vergleichende Entwicklungs- und Kulturforschung (Schwerpunkt Südostasien))
Laufzeit 01.12.2016 - 30.11.2019
Verlängert bis: 31.12.2021
Website http://www.uni-passau.de/en/indorganic/
Mittelgeber
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung
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