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#MuSiB22: Vortragsreihe "Mensch und Staat im Bild"

Von Fake News zu Fake Views? In einer Ringvorlesung analysieren  Wissenschaftler*innen der Universität Passau und Gäste aus verschiedenen Disziplinen aktuelle und historische Bildphänomene, um das Verhältnis zwischen Mensch und Staat im Bild auszuloten.

Was früher professionelle Pressestellen kundgetan hätten, wird heute über ein Selfie verbreitet. Was verändert sich durch diese direkte Art der Kommunikation, wie verändert sich Politik, wenn auch hier die Anzahl der Bilder fast täglich steigt? Das sind nur einige Fragen, die ein interdisziplinäres Team um den Passauer Bildwissenschaftler Prof. Dr. Jörg Trempler im Sommersemester 2022 in einer öffentlichen Ringvorlesung thematisiert. Die Vorträge befassen sich neben Selfies aus der Politik mit der Inszenierung von DDR-Geschichte auf Instagram und der Frage, ob und wie Kunst demokratische Haltung bilden kann. Beteiligt sind - neben der Bildwissenschaft und Kunstgeschichte - Forschende aus der Politik-, Medien-, Kultur- und Sozialwissenschaft.

Unsere Ringvorlesung thematisiert aktuelle und historische Bildphänomene, um das Verhältnis zwischen Mensch und Staat im Bild auszuloten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf digitalen Techniken, da durch sie das Verhältnis von Teilhabe und Repräsentation – möglicherweise – ein anderes geworden ist.

Prof. Dr. Jörg Trempler, Universität Passau

Im Rahmen der Vortragsreihe stellen sich mit Natascha Adamowsky, Barbara Lutz-Sterzenbach und Wolfram Schaffar neue Professorinnen und ein neuer Professor der Universität Passau vor. Horst-Alfred Heinrich, langjähriger Professor für empirische Sozialforschung, hält seine Abschiedsvorlesung. Am Donnerstag, 2. Juni, bekommen Nachwuchsforschende verschiedener Disziplinen im Rahmen eines Kolloquiums Gelegenheit, ihre aktuelle Forschung kurz zu präsentieren und gemeinsam zu diskutieren. Den Abschluss der Reihe bildet ein Gastvortrag von Horst Bredekamp, Professor an der HU Berlin und einer der bekanntesten Kunsthistoriker Deutschlands. 

Programm

Montag, 16. Mai, 18 - 20 Uhr:
Prof. Dr. Christian Schicha, Professor für Medienethik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Der Zitrus-Selfie-Pakt

Montag, 23. Mai, 18 - 20 Uhr
PD Dr. Dennis Gräf, Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Mediensemiotik, Universität Passau
#ddr_geschichte. Zur Konstruktion der (Vergangenheit der) DDR in Instagram-Posts

Montag, 30. Mai, 18 - 20 Uhr
Prof. Dr. Natascha Adamowsky, Lehrstuhl für Medienkulturwissenschaft mit Schwerpunkt digitale Kulturen, Universität Passau
The Playground– Elemente einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Gesellschaftsanalyse

Montag, 13. Juni, 18 - 20 Uhr
Dr. Felix Koltermann, Post-Doc, Hochschule Hannover 
Von Fake News zu Fake Views? Zur Rolle der Fotografie im Journalismus

entfällt, stattdessen:


Prof. Dr. Thomas Knieper, Universität Passau
War Visions: Fotos und Memes als Instrumente der Kriegsführung

Montag, 20. Juni, 18 - 20 Uhr
Prof. Dr. em. Horst-Alfred Heinrich, Lehrprofessur für Methoden der empirischen Sozialforschung, Universität Passau
Welches Bild von Demokratie hat der Souverän?
Abschiedsvorlesung

Montag, 27. Juni, 18 - 20 Uhr
Prof. Dr. Barbara Lutz-Sterzenbach, Professur für Kunstpädagogik und Visual Literacy, Universität Passau
Bilder. Welche Bilder? Zur Bildung demokratischer Haltung durch Kunst
Antrittsvorlesung

Montag, 4. Juli, 18 - 20 Uhr
Prof. Dr. Philip Manow, Professur für Vergleichende Politische Ökonomie, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen
Dashboards und Diagramme der Demokratie

entfällt: Montag, 11. Juli, 18 - 20 Uhr
Dr. Sarah Hegenbart, Verwalterin der Professur Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Kunst der Gegenwart, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Wer wird hier repräsentiert? 'Counter-narratives' in der Kunst der Gegenwart als Korrektiv demokratischer Repräsentationsformen

Montag, 18. Juli, 18 - 20 Uhr
Prof. Dr. Wolfram Schaffar, Lehrstuhl für Entwicklungspolitik, Universität Passau
K-Pop, Fujoshi (腐女子) und die #MilkTeaAlliance - die Entstehung einer neuen transnationalen Demokratiebewegung

Montag, 25. Juli, 18 - 20 Uhr
Prof. Dr. Horst Bredekamp, Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte, HU Berlin
Die Kultur als Verräterin. Über die Folgen einer Idee Jacob Burckhardts.

Die Vorträge finden jeweils montags von 18 bis 20 Uhr im Hörsaal 5 im Gebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WiWi) an der Universität Passau statt. 


Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Innstraße 27
94032 Passau

Beteiligte der Universität Passau

Prof. Dr. Jörg Trempler erklärt die Emerenz-Meier-Büste in Passau.

Prof. Dr. Jörg Trempler

forscht zu Kunstgeschichte und Bildwissenschaft

Was bewirkt die allgemeine Gegenwart von Bildern im Verhältnis zwischen Mensch und Staat?

Was bewirkt die allgemeine Gegenwart von Bildern im Verhältnis zwischen Mensch und Staat?

„In allen Staaten regieren Personen, in Demokratien jedoch primär das Volk. Immer sind Menschen an Politik beteiligt. Nahezu jede politische Handlung wird heute von Bildern begleitet oder kommentiert. Diese Praxis ist so selbstverständlich geworden, dass der Einfluss der Bilder wenig hinterfragt wird. An diesem Punkt setzt die Ringvorlesung an und thematisiert aus der Perspektive verschiedener Disziplinen auf verschiedenen Kontinenten aktuelle und historische Bildphänomene, um das Verhältnis zwischen Mensch und Staat im Bild auszuloten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf digitalen Techniken, auf Bildproduktionen und -verbreitung, da durch sie das Verhältnis von Teilhabe und Repräsentation – möglicherweise – ein anderes geworden ist. Im Laufe des Semesters werden einzelne Aspekte der Beziehung zwischen Individuum und Staat aus verschiedenen Disziplinen bzw. Perspektiven in den Blick genommen. Stets wird dabei die Frage diskutiert, was die allgemeine Gegenwart von Bildern im Verhältnis zwischen Menschen und Staat bewirkt.“

Profilbild von Prof. Dr. Natascha Adamowsky, sie lächelt freundlich in die Kamera.

Prof. Dr. Natascha Adamowsky

forscht zu digitalen Kulturen

The Playground – Elemente einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Gesellschaftsanalyse

The Playground – Elemente einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Gesellschaftsanalyse

„Ich bin Medien- und Kulturwissenschaftlerin und interessiere mich u.a. für die Kulturtechnik des Spiele-Entwerfens. Aktuell beschäftigt mich die Kulturgeschichte des Spielplatzes in pädagogischer, gouvernementaler, sozialreformerischer, künstlerischer wie ästhetischer Hinsicht. Spielplätze, und das englische Wort playground lässt dies anspielungsreicher aufscheinen, sind Anschauungsräume institutionalisierter Ideologie und zeigen uns das historisch wechselhafte wie aufschlussreiche Aufeinander-treffen von Freiraum und Kontrolle, Erziehung und Reformbewegung, Stadtplanung und Gesellschaftstheorie, Kunst und Kindheit.“

PD Dr. Dennis Gräf im Profil, schaut freundlich in die Kamera

PD Dr. Dennis Gräf

forscht zu Mediensemiotik

#ddr_geschichte. Zur Konstruktion der (Vergangenheit der) DDR in Instagram-Posts

#ddr_geschichte. Zur Konstruktion der (Vergangenheit der) DDR in Instagram-Posts

Die Medien- und Kultursemiotik beschäftigt sich u.a. mit Fragen der Konstruktion kultureller Systeme, wie diese sich medial und zeichenhaft äußern und welches gesellschaftliche Selbstbild sich daraus rekonstruieren lässt. Interessant wird dies, wenn Bilder der Vergangenheit in ein Medium der Gegenwart integriert werden und diskursive Anschlüsse herstellen. Welche kommunikativen und erinnerungskulturellen Funktionen erfüllen Bilder der DDR, die in Instagramposts in Bildnetzwerke eingespeist und kommentiert werden?“

Prof. Dr. Horst-Alfred Heinrich

Prof. Dr. em. Horst-Alfred Heinrich

forscht zu Methoden der empirischen Sozialforschung

Welches Bild von Demokratie hat der Souverän?

Welches Bild von Demokratie hat der Souverän?

„Die Internetseiten von Bundestag etc. geben uns auch ein Bild davon, was die Regierenden uns, dem Souverän, über Demokratie vermitteln wollen. Um aber in Erfahrung zu bringen, welches Bild wir von diesem politischen System haben, präsentiert der Vortrag Ergebnisse aus einer Befragungsstudie. Nur beantworteten die Befragten keinen Fragebogen, sondern wurden gebeten, ihr Bild der Demokratie zu zeichnen. Diese Laienzeichnungen vermitteln zwar eine Momentaufnahme, aber dennoch einen unverstellten Einblick in das, was an der Demokratie geschätzt, was kritisch gesehen wird.“

Prof. Dr. Barbara Lutz-Sterzenbach steht in der Sonne.

Prof. Dr. Barbara Lutz-Sterzenbach

forscht zu Kunstpädagogik und Visual Literacy

Bilder. Welche Bilder? Zur Bildung demokratischer Haltung durch Kunst

Bilder. Welche Bilder? Zur Bildung demokratischer Haltung durch Kunst

„'Wenn ich an Zeichnungen arbeite, so habe ich immer das Gefühl, ich sinke zu Boden. Es erteilt mir die Erlaubnis zu denken', so der südafrikanische Künstler William Kentridge (2009). Seinen eindrücklichen Bildern zu Apartheid, Erinnern und Vergessen begegnet im Fach Kunst ein Jugendlicher. Er beginnt zu Rassismus zu recherchieren, seine Erkenntnisse zeichnend zu entwickeln und zu dokumentieren.  In der forschenden, rezeptiven und produktiven, bildnerischen Auseinandersetzung mit politischen Bildern der Kunst werden kulturelle und politische Phänomene in ihrer Mehrschichtigkeit erfahrbar. Die eigene Haltung in Bezug auf Multiperspektivität, Toleranz und Ambiguität wird gebildet. In meinem Vortrag 'Bilder. Welche Bilder?  Zur Bildung demokratischer Haltung durch Kunst' will ich mit Ihnen gemeinsam Möglichkeiten und Chancen politischer Bildung in der
Kunstvermittlung erörtern.“

Profilbild von Prof. Dr. Wolfram Schaffar

Prof. Dr. Wolfram Schaffar

forscht zu Entwicklungspolitik

K-Pop, Fujoshi (腐女子) und die #MilkTeaAlliance - die Entstehung einer neuen transnationalen Demokratiebewegung

K-Pop, Fujoshi (腐女子) und die #MilkTeaAlliance - die Entstehung einer neuen transnationalen Demokratiebewegung

„Der Nachrichtendienst Twitter führte im April 2021 ein Emoji für den Hashtag #MilkTeaAlliance ein und attestierte damit der Bewegung die gleiche globale Bedeutung wie die Black Lives Matter-Bewegung (#BLM) oder der #MeToo-Bewegung. Milchtee war seit April 2020 zu einem Bild für junge K-Pop-Fans aus Thailand, Taiwan und Hong Kong geworden. Vor dem Hintergrund zunehmend autoritärer Regierungen weltweit schlossen sie sich zusammen und führten auf Twitter mit Memes, Cartoons, viel Selbstironie und bissigem Humor eine erfolgreiche virtuelle Schlacht um Meinungsfreiheit und gegen Internetzensur à la Chine. Doch wie kam es dazu, dass ausgerechnet die Fans von K-Pop und homo-erotischen Manga - in Japan Fujoshi (verrottete Mädchen) genannt - zu den Trägerinnen einer neuen transnationalen Demokratiebewegung wurden? Manifestiert sich hier eine neue transnationale Öffentlichkeit, in der in unterschiedlichen Sprachen und in Bildern kommuniziert wird?“

Externe Beteiligte

Profilbild von Prof. Dr. Horst Bredekamp von der HU Berlin

Prof. Dr. Horst Bredekamp, HU Berlin

forscht zu Mittlerer und Neuerer Kunstgeschichte

Die Kultur als Verräterin. Über die Folgen einer Idee Jacob Burckhardts

Die Kultur als Verräterin. Über die Folgen einer Idee Jacob Burckhardts

„In seinen Weltgeschichtlichen Betrachtungen hat Jacob Burckhardt die Formel geprägt, dass die Kultur im Gegensatz zu den stabilen Lebenseinrichtungen Religion und Staat über ein kritisches Potenzial verfüge, das 'unaufhörlich modifizierend' auf diese einwirke. Für die Kunst bedeutet dies insbesondere, dass sie nicht allein abbildet und repräsentiert, sondern ihren eigenen Gesetzen folgt, die, so ist zu folgern, auch das Verhältnis von Bild und Staat bestimmen. Burckhardts Impuls ist vielfach aufgenommen worden, aber es fragt sich, ob eine solch kritische Spannung, wie Burckhardt sie voraussetzt, noch gegeben ist.“

Profilbild von Dr. Sarah Hegenbart von der TUM School of Engineering and Design. Sie lächelt freundlich in die Kamera.

Dr. Sarah Hegenbart, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

forscht zur Kunstwissenschaft mit den Schwerpunkten Moderne und Zeitgenössische Kunst sowie zur Theorie und Geschichte von Architektur und Design

Wer wird hier repräsentiert? 'Counter-narratives' in der Kunst der Gegenwart als Korrektiv demokratischer Repräsentationsformen

Wer wird hier repräsentiert? 'Counter-narratives' in der Kunst der Gegenwart als Korrektiv demokratischer Repräsentationsformen

"Künstler*innen der Schwarzen Diaspora haben schon vor dem Aufkommen der sogenannten 'post-faktischen' Politik eine Krise demokratischer Repräsentation antizipiert. Denn Narrative und Erinnerungen, die ihre Lebensrealität prägen, spiegeln sich im demokratischen Alltag nur begrenzt wider. In meiner Forschung zur Kunst der Gegenwart beschäftige ich mich mit der Frage, wie sich in der künstlerischen Praxis der Schwarzen Diaspora sogenannte “Counter-Narratives” formulieren und diese somit eine Asymmetrie von Repräsentationsformen in der Demokratie (aber auch in der Kunstgeschichtsschreibung) korrigiert."

Schwarz-Weiß Bild von Dr. Felix Koltermann von der Hochschule Hannover

Dr. Felix Koltermann, Hochschule Hannover

forscht zu visueller Medienkompetenz

Von Fake News zu Fake Views? Zur Rolle der Fotografie im Journalismus

Von Fake News zu Fake Views? Zur Rolle der Fotografie im Journalismus

"Ich bin Kommunikationswissenschaftler und forsche an der HS Hannover in einem Post-Doc Projekt über bildredaktionelle Praktiken im digitalen Zeitungsjournalismus. Meine Forschungsschwerpunkte sind der zeitgenössische Fotojournalismus und die visuelle Medienkompetenz. In meinem Vortrag werde ich die Rolle der Fotografie im zeitgenössischen Journalismus aus Perspekive der Fake-News Debatte betrachten."

Profilbild von Prof. Dr. Philip Manow von der Universität Bremen.

Prof. Dr. Philip Manow, Universität Bremen

forscht zu vergleichender politischer Ökonomie

Dashboards und Diagramme der Demokratie

Dashboards und Diagramme der Demokratie

"Seit geraumer Zeit interessiere ist mich für die Repräsentation der repräsentativen Demokratie und für ihre Praxen. Mein Vortrag im Rahmen der Passauer Ringvorlesung wird sich mit den Versuchen der Selbstbeobachtung der  Demokratie beschäftigen, insbesondere auch mit den Versuchen, sie zu quantifizieren, sei es in vergleichenden Indexbildungen, sei es in den alltäglichen Umfragen."

Profilbild von Prof. Dr. Christian Schicha von der FAU Erlangen-Nürnberg. Prof. Schicha lächelt freundlich in die Kamera.

Prof. Dr. Christian Schicha, FAU Erlangen-Nürnberg

forscht zu Medienethik

Der Zitrus-Selfie-Pakt

Der Zitrus-Selfie-Pakt

„Ich bin Professor für Medienethik am Institut für Theater- und Medien-wissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnburg. Meine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Medienethik und der politischen Kommunikation. Der Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung widmet sich Bildbearbeitungen im Anschluss an das sogenannte Zitrus-Selfie, das von Politiker*innen der FDP und den Grünen aufgenommen worden ist.“

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