Zum Inhalt springen

Projekt BioCult: Passauer Forscherin untersucht Artenvielfalt und Biomasse in Wäldern Kenias und Äthiopiens

Projekt BioCult: Passauer Forscherin untersucht Artenvielfalt und Biomasse in Wäldern Kenias und Äthiopiens

Tropische Wälder beherbergen eine immens hohe Artenvielfalt und sind oftmals von großer kultureller Bedeutung für die Menschen vor Ort. Jedoch sind viele dieser Wälder von Übernutzung und der Umwandlung in Agrarflächen bedroht. Das internationale Forschungsnetzwerk BioCult, an dem auch die Passauer Professorin Christine Schmitt beteiligt ist, untersucht die Biodiversität und den traditionellen Schutz dreier Waldgebiete in Kenia und Äthiopien.

Der ursprüngliche Waldbestand in Kenia und Äthiopien ist schon seit langem stark geschrumpft und wurde durch landwirtschaftliche Flächen und Eukalyptus-Plantagen ersetzt. In den ausgewählten Untersuchungsgebieten sind Waldfragmente erhalten geblieben, auch aufgrund traditioneller Schutzmechanismen. In den Bergregenwäldern der Taita Hills, Südostkenia, gibt es sogenannte Waldaltare und die Kayas an der kenianischen Küste wurden als Heilige Wälder über Jahrhunderte durch die lokale Bevölkerung erhalten. Im Hochland Äthiopiens spielen die Klöster der äthiopisch-orthodoxen Kirche eine maßgebliche Rolle beim Schutz der sogenannten Kirchenwälder.

Das Projekt BioCult erforscht die Artenvielfalt, Ökosystemfunktionen und die kulturelle Bedeutung der drei Waldgebiete. Ein internationales Team aus Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachbereiche nimmt die Baumbestände aus verschiedenen Perspektiven unter die Lupe. Forschende aus Kenia, Äthiopien, Deutschland und Österreich, unterstützt von Studierenden aus den vier Ländern, untersuchen im Rahmen von gemeinsamen Feldaufenthalten den Ist-Zustand der drei Waldgebiete sowie  die traditionellen Schutzmechanismen, die aktuell vom gesellschaftlichen Wandel beeinflusst sind. Ziel ist es, Wege für einen langfristigen Waldschutz zu finden, der die Bedürfnisse lokaler Interessensgruppen miteinbezieht. Auch die Universität Passau ist Teil der Forschungsgruppe, an der unter anderem die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Universität Vechta, die Pwani University Kenya, die Taita Taveta University Kenya sowie die Bahir Dar University Äthiopien mitwirken.

„Das Bestreben den Wald zu schützen ist in der lokalen Bevölkerung bereits vorhanden.“ erklärt Prof. Dr. Christine Schmitt, Inhaberin des Lehrstuhls für Physische Geographie mit Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Forschung, die das Projekt seitens der Universität Passau begleitet. „Die Religion spielt hier eine wichtige Rolle: zum Beispiel gibt es um die Klöster Heilige Wälder, die von den Geistlichen geschützt werden. Wir wollen prüfen, inwiefern die Restbestände um die Klöster die Artenvielfalt erhalten und als Ausgangspunkt für die Wiederherstellung von Wäldern dienen können.“, so Schmitt. Konkret könnten von diesen Flächen ausgehend beispielsweise neue Waldkorridore geschaffen werden. In sieben Arbeitsgruppen arbeiten Forschende aus den Sozial- und Naturwissenschaften eng zusammen, um alle Kräfte im Spannungsfeld um die Wälder zu erkennen und Empfehlungen für den Waldschutz zu entwickeln. Prof. Schmitt leitet dabei die Arbeitsgruppe ‚Vegetation ecology‘ mit einem speziellen Fokus auf die Artenvielfalt und Biomasse der Bäume.  

Das Projekt unter der Leitung von Dr. Mike Teucher (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) ist aber nicht nur eine Forschungskooperation mit zahlreichen beteiligten Akteuren und Institutionen. Es ist gleichzeitig ein Austauschprogramm für jährlich bis zu 20 Studierende aus allen vier Ländern, die an der Forschung teilnehmen und die Ergebnisse in ihre Abschlussarbeiten einfließen lassen. Nach ersten Erhebungen in den kenianischen Taita Hills im Sommer 2021 werden zwei weitere Forschungsreisen im Frühjahr (Küste Kenias) und Herbst 2022 (Kirchenwälder Äthiopien) die Daten vervollständigen.

BioCult baut auf frühere Forschungsergebnisse aus dem Projekt „Reconciling human livelihood needs and nature conservation“ auf. Es wird über eine Laufzeit von drei Jahren vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert.

 

Foto: Taita Hills im Südosten Kenias. © Christine Schmitt

Projektleitung an der Universität Passau Prof. Dr. Christine Schmitt (Lehrstuhl für Physische Geographie mit Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Forschung)
Laufzeit 01.01.2021 - 31.12.2024
Website https://biocult.net/
Mittelgeber
DAAD - Deutscher Akademischer Austauschdienst

Beim Anzeigen des Videos wird Ihre IP-Adresse an einen externen Server (Vimeo.com) gesendet.

Video anzeigen