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„DiLab Passau“: Didaktische Innovationsräume für die Lehrerbildung

„DiLab Passau“: Didaktische Innovationsräume für die Lehrerbildung

Das Projekt will Kompetenzen Studierender und Hochschullehrender zur Gestaltung des 'digital turn' im Bildungsbereich fördern. In Klassen- und Lehrerzimmern der Zukunft werden Lehr-Lernprozesse analysiert, erforscht und methodisch weiterentwickelt.

Hintergrund

Der digitale Wandel katalysiert stark die Chance auf Veränderung des Unterrichts von der Lehrerzentrierung zur Lernprozessbegleitung. Die notwendigen Kompetenzen für eine effektive Teilhabe an Bildungsprozessen in einer digitalisierten Welt im Sinne eines eigenverantwortlichen Lernens und Gestaltens von Medienräumen sind anzubahnen (vgl. Forschergruppe Lehrerbildung Digitaler Campus Bayern 2017; Spanhel, 2011). Pädagogische Handlungskompetenz von Lehrpersonen muss diesen Anforderungen entsprechen. Nach dem TPACK-Modell digitalisierungsbezogener Kompetenzen (Köhler & Mishra, 2009) umfasst pädagogische Handlungskompetenz in der Lehrerbildung ein Zusammenspiel deklarativer, prozessualer und reflexiver Wissensformen ebenso wie methodologisches, theoretisches und diagnostisches Wissen. Entsprechend benötigen Lehrkräfte neben unterrichtsfachlichem, fachdidaktischem und pädagogischem Handlungswissen auch technologische, mediendidaktische und medienwissenschaftliche Kompetenzen, wobei sich diese Wissensformen gegenseitig beeinflussen und kombiniert werden müssen. 

Die Entwicklung dieses Kompetenzfeldes ist umso dringlicher, umso schneller sich allerorts die (informations-)technische Ausstattung der Klassenzimmer ändert.

Erstaunlicherweise betreffen die Innovationen aber zumeist nicht die Lehrerzimmer, da die neuen Herausforderungen aktuell weniger stark in ihrer Bedeutung für die Lehrerrolle diskutiert werden. Um die Digitalisierung in Schule und Unterricht jedoch umfassend gestalten zu können, ist vor allem auch eine Veränderung der Rolle der Lehrkraft und ihres eigenen professionellen Selbstverständnisses erforderlich. Explizit wird hierbei eine professionelle Kooperation als zentrale Lehrkompetenz neben den Bereichen Planung und Entwicklung, Realisierung und Evaluation von Unterricht identifiziert, die nach aktuellem Forschungsstand jedoch nur eine geringe Rolle im Schulalltag spielt (Gräsel, Fußangel & Pröbstel, 2006). Damit ist eine Veränderung der Lehrerrolle im Hinblick auf kollaborative, interdisziplinäre und vernetzende Arbeitsweisen unerlässlich geworden.

Ziele

Das Projekt „DiLab Passau- Didaktische Innovationsräume für die Lehrerbildung“ zielt auf die evidenzbasierte Förderung von Kompetenzen Studierender, um den ‚digital turn‘ im Bildungsbereich sach- und fachgerecht zu gestalten. Ein wichtiger Faktor ist dabei die hochschuldidaktische Förderung des lehrerbildenden Personals, das selbst über diese Kompetenzen verfügen sollte, um sie in ihrer Lehre einzusetzen (van Ackeren et al., 2019). Parallel sollen Forschungsunterstützungsstrukturen aufgebaut werden, um in den Innovationsräumen neue (Lehr-)Konzepte in ihren Effekten erforschen zu können.

Maßnahmen und Perspektiven

Das Projekt „DiLab Passau“ adressiert diese Ziele durch ein Bündel von aufeinander bezogenen Maßnahmen:

Am Zentrum für Lehrerbildung und Fachdidaktik (ZLF) wird mit den „DiLab-Innovationsräumen“ eine Infrastruktur für kritisch reflektierte Theorie-Praxis-Verzahnung in innovationsfördernden Lehr-Lernlaboren geschaffen. Es handelt sich dabei um technisch und medial modern ausgestattete Experimentierräume. Neben zwei kleineren Teamlaboren für kollaborative Medienarbeit sind die beiden zentralen Einrichtungen das „Klassenzimmer der Zukunft“ (DiLab-Klassenzimmer) und das „Lehrerzimmer der Zukunft“ (DiLab-Lehrerzimmer). 

Das im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung (Projekt SKILL) entstandene DiLab-Klassenzimmer dient als Experimentierraum für innovatives Lehren und Lernen unter dem Schwerpunkt Individualisierung von Unterricht. Diesem Raum wird mit dem DiLab-Lehrerzimmer ein Lehr-Lern-Labor zur Seite gestellt, in dem die Entwicklung prototypischer didaktischer Szenarien und die Produktion didaktischer Medien fokussiert werden. Die Maßnahmen sind dazu gedacht, Überzeugungen zur Lehrerarbeit als quasi privater Einzelarbeit kritisch zu hinterfragen und kooperative und kollaborative Arbeitsweisen zu erproben. In dieser Konstellation wird durch die Verschränkung der beiden Räume das Verständnis für beide Seiten der Arbeit von Lehrkräften gefördert: Die Studierenden erwerben zum einen Lehrkompetenzen (unterrichtliche Handlungsfähigkeit), indem sie mit Hilfe digitaler Technologien Lernprozesse unterstützen lernen und zum anderen Kompetenzen im Bereich einer kollaborativen medienunterstützten Planung, Reflexion und Evaluation von Unterricht im digitalen Lehrerzimmer.

Theoretisch wird die Arbeit in diesen Räumen über den „Approximations-of-Practice“ Ansatz konzipiert: Studierenden soll eine theoretisch fundierte Verzahnung von Theorie und Praxis auf Basis von graduell komplexer werdenden Praxiserfahrungen ermöglicht werden, die durch kritische Reflexion vor- und nachbereitet werden. Das Besondere ist, dass diese Erfahrungen im Lehrerzimmer und Klassenzimmer bereits eng an die späteren Handlungsfelder angelehnt sind, die Erfahrungen also als „situiertes Lernen“ stattfinden können, ohne dass sie notwendigerweise bereits die gesamte Komplexität der Berufstätigkeit von Lehrkräften zu bewältigen verlangen.

Langfristig plant die Universität Passau darüber hinaus, dieses Konzept von Lehr-Lernlaboren um bestehende fachspezifische akademische Labore (Mathe-Museum, FIM-Werkstatt Informatik, ZMK-Labor) zu erweitern und Labore in neuen Fächern auszubauen. Damit soll ein Netzwerk an Experimentierräumen gebildet werden, das digitale Innovationstechnologien als Bestandteile der spezifischen (Medien-)Bildungskonzepte in den jeweiligen lehrerbildungsbezogenen Fächern ausbaut. 

Als weiteres Maßnahmenpaket erarbeitet die Universität Passau Konzepte zur Vermittlung basaler digitaler Kompetenzen, die Lehramtsstudierende während ihres Studiums erwerben sollen und die sich in einem spiralcurricularen Sinne in späteren Bildungsphasen (II. Phase der Lehrerbildung, LFB) ergänzen lassen. Da dezidierte Lerngelegenheiten seitens der Studierenden nur in geringem Maße im Studium anrechenbar sind, entwickeln die Abteilung Didaktische Innovation und das QLB-Projekt SKILL.de integrative Konzepte zur Vermittlung digitalisierungsbezogener Kompetenzen, die mit den abzuleistenden Schulpraktika und deren universitärer Begleitung verknüpft werden. Darüber hinaus soll durch hochschuldidaktische Qualifizierung des lehrenden Personals die Verwendung und Reflexion digitaler Bausteine in Lehr-Lern-Szenarien in der Hochschullehre gefördert werden, um so nach und nach in allen Fächern zusätzlichen digitalisierungsbezogenen Kompetenzerwerb Studierender zu ermöglichen. 

Das Lehrangebot der Universität wird zudem durch das Erweiterungsfach Medienpädagogik erweitert. Dies bietet interessierten Studierenden nicht nur die Möglichkeit, sich vertieft mit den Herausforderungen medial gestützten Lehrens und Lernen auseinanderzusetzen, sondern qualifiziert sie auch zu späteren Multiplikatorfunktionen, z.B. als medien- und informationstechnische Berater/-innen an Schulen und MB-Dienststellen. Ein Schwerpunkt bei der Einführung des Erweiterungsfaches ist dabei die enge Verknüpfung der Lehre im Studiengang mit den Möglichkeiten der DiLab-Innovationsräume. Dabei wird ein Fokus auf die Verzahnung von Theorie und Praxis sowie projekt- und produktorientierte Arbeitsweisen gelegt.

Personen

Prof. Dr. Jutta Mägdefrau (Projektleitung) und Team   


Weiterführende Links

www.dilab.uni-passau.de

https://blog.dilab.uni-passau.de/blog/

 

Projektleitung an der Universität Passau Prof. Dr. Jutta Mägdefrau (Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt empirische Lehr-/Lernforschung)
Laufzeit 01.10.2018 - 31.12.2022
Mittelgeber
BayStMWK - Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
BayStMWK - Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst

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