Soziologie des Un/Verfügbaren
Vieles deutet auf eine Zäsur hin, die wesentlich durch Phänomene des Unverfügbaren bestimmt ist. Das Netzwerk treibt eine Theoriebildung zur Erfassung dieser Zäsur und der Untersuchung entsprechender Veränderungen voran.
Aktuelle Zeitdiagnosen und gesellschaftstheoretische Perspektiven legen nahe, dass wir gegenwärtig eine Zäsur erleben, die mit den Formen modernen Denkens nicht mehr hinreichend zu fassen ist. Die wesentlichen Konstitutiva dieser Zäsur sind konkrete Phänomene des Unverfügbaren. Das projektierte Netzwerk möchte zeigen, dass solche Konkreta des Unverfügbaren in den Bereichen (a) gesellschaftliche Naturverhältnisse, (b) Mensch-Technik-Interaktionen und (c) politische Mobilisierung tatsächlich vorliegen und zu einer Zäsur führen, die die etablierten Forschungspraktiken und Wissensformen herausfordert, ja gar in Frage stellt. Entsprechend fehlt der Soziologie eine spezifische Perspektive, die den Umgang mit den Konkreta des Unverfügbaren, nicht nur einbezieht, sondern als Gegenstand zentral stellt. Ziel des Netzwerkes ist, ausgehend von seiner durch die Mitglieder gewährleisteten Multiperspektivität die gesellschaftliche Thematisierung der Zäsur und den sich darin abzeichnenden Konkreta des Unverfügbaren zu systematisieren und so die Konturen einer Soziologie des Un/Verfügbaren zu spezifizieren. Die Soziologie des Un/Verfügbaren soll auf zwei Ebenen sowie durch das Inbeziehungsetzen dieser Ebenen entwickelt werden: Erstens gilt es, anhand von konkreten Phänomenen des Unverfügbaren die Zäsur zu identifizieren. Zweitens gilt es, im Rahmen einer innovierenden Inventur bestehender Grundlagentheorien, zu explizieren, inwiefern diese noch dazu geeignet sind, die sich abzeichnende Zäsur, deren Ausdruck das konkrete Unverfügbare ist, zu erfassen, ohne wesentliche gesellschaftliche Veränderungen unbeobachtet zu lassen: Welche grundlagentheoretischen Zugänge können Anknüpfungspunkte bieten? Welche sind innovativ weiterzuentwickeln bzw. wo sind neue Konzepte einzuführen, um eine Erneuerung der soziologischen Imagination anzustoßen? Welche etablierten Ansätze sind gar fallenzulassen? Schließlich gilt es, entlang diverser Gegenstandbezüge innerhalb der drei oben genannten Gegenstandbereiche zu diskutieren, welche praktisch-transformativen Konsequenzen sich aus den konkreten Phänomenen des Unverfügbaren ergeben könnten. Welche Formen der Vergesellschaftung evoziert das Unverfügbare? Und kann eine Soziologie des Un/Verfügbaren handlungs- und lösungsorientierte Beiträge dazu entwickeln? In Auseinandersetzung mit einerseits bestehenden soziologischen Theorieangeboten und andererseits neuen Denkhorizonten aus den Kultur- und Geisteswissenschaften, wird eine Theoriebildung vorangetrieben, mit der diese Zäsur in der Soziologie adäquat erfasst werden kann. Eine solche Theoriebildung ist innerhalb der Soziologie bislang Desiderat und soll deswegen im Netzwerk bearbeitet werden.
Projektleitung:Jun. Prof. Dr. Katharina Block, Universität Oldenburg
Laufzeit | 01.01.2021 - 31.12.2023 |
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Website | https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/441796652?context=projekt&task=showDetail&id=441796652& |
Mittelgeber | DFG - Deutsche Forschungsgemeinschaft > DFG - Wissenschaftliche Netzwerke |