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21.06.2022

Wie PICAIS-Fellow Dr. Asiedu den Kreislauf der Armut in Ghana durchbrechen will

Dr. Edward Asiedu kennt Armut aus seiner Kindheit in Ghana. Nun erforscht er, welche Maßnahmen es braucht, damit aus armen Kindern keine armen Eltern werden. Ein Konzept hierfür entwickelt er an der Universität Passau mit Hilfe eines Stipendiums als erster Gastforscher des Passau International Centre of Advanced and Interdisciplinary Studies (PICAIS). Im Video-Gespräch mit Prof. Dr. Michael Grimm gibt er Einblicke in seine Forschung. 

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Es ist ein besonderer Gast, den Prof. Dr. Michael Grimm am Passau International Centre of Advanced and Interdisciplinary Studies (PICAIS) begrüßt: Dr. Edward Asiedu von der Universität Ghana ist der erste Stipendiat des Zentrums, das sich zum Ziel gesetzt hat, interdisziplinäre Forschung zu den Themenschwerpunkten der Universität Passau zu fördern sowie deren internationale Vernetzung voranzutreiben.

Entwicklungsökonom Dr. Asiedu ist ein Fachkollege von Prof. Dr. Grimm und forscht zu den Ursachen von Armut sowie zur Wirkung von politischen Maßnahmen. Dazu gehören auch Fragen der sozialen Absicherung und des Rentensystems. In vielen afrikanischen Volkswirtschaften haben arme Haushalte keinen Zugang zum Gesundheits- und zum Rentensystem. An der Universität Passau will Dr. Asiedu ausloten, inwiefern sich mit Hilfe von neuen, digitalen Plattformen Möglichkeiten schaffen lassen. Von der Vernetzung mit Forschenden am neuen DFG-Graduiertenkolleg 2720: „Digital Platform Ecosystems“ erhofft sich Dr. Asiedu wertvolle Impulse.

Ich komme selbst aus einem armen Haushalt, ich kenne die Situationen, die ich heute erforsche. Armut war in meiner Kindheit eine große Sache.

Dr. Edward Asiedu

Wenn Armut zu schlechteren Entscheidungen führt

Darüber hinaus entwickelt der Ghanaer in Passau experimentelle Methoden, um zu untersuchen, ob Kinder, die in armen Haushalten aufwachsen, nicht nur schlechtere Ausgangsbedingungen haben, sondern auch Entscheidungen treffen, die für sie langfristig negative Folgen haben. „Ich versuche zu verstehen, inwiefern Armut Kinder in ihrer Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt“, sagt Dr. Asiedu. „Was bedeutet es, in einem armen Haushalt aufzuwachsen? Wie wirkt sich das auf das Verhalten mit Blick auf Risikobereitschaft, mit Blick auf das Durchhaltevermögen aus?“ Experimente, die diese Fragen untersuchen, gibt es bereits, allerdings für Erwachsene und vorwiegend im europäischen Kontext. Dr. Asiedu will diese Methoden weiterentwickeln, damit sie sich auf die Situation von Kindern in afrikanischen Ländern übertragen lassen.

Der Ghanaer, der in der Nähe von Accra aufwuchs, weiß, wie sich Armut anfühlt: „Ich komme selbst aus einem armen Haushalt, ich kenne die Situationen, die ich heute erforsche. Armut war in meiner Kindheit eine große Sache“, berichtet er. „Ich habe deshalb auch ein anderes Verständnis für die Zielkonflikte, in die etwa Marktfrauen kommen, von denen meine Mutter eine ist. Sie musste sich entscheiden, ob sie das ihr zur Verfügung stehende Kapital in mein Studium investieren würde, dafür allerdings riskieren würde, ihr Geschäft zu verlieren.“

Symposium zur Digitalisierung und deren Potential für Afrika am 13. Juli

Mit seinen Forschungsthemen hat sich Dr. Asiedu erfolgreich um das erste PICAIS-Stipendium beworben, das es ihm ermöglicht, sechs Monate lang an der Universität Passau zu forschen. „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Dr. Asiedu und darauf, mit ihm gemeinsam neue Projekte im Bereich der Entwicklungsökonomie voranzutreiben“, sagt Entwicklungsökonom Prof. Dr. Michael Grimm, der gemeinsam mit der Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Daniela Wawra die kollegiale Leitung des PICIAS inne hat. Am Mittwoch, 13. Juli, hat das Passauer Zentrum zusammen mit dem DFG-Graduiertenkolleg DPE und dem Lehrstuhl für Development Economics ein öffentliches Symposium zur Digitalisierung und deren Potential für Afrika organisiert, in dessen Rahmen Dr. Asiedu einen Teil seine Forschung vorgestellt hat. Geladen waren zudem Rednerinnen und Redner der Universität Passau und des German Institute for Global and Area Studies in Hamburg. Das Symposium fand statt von 15 bis 18 Uhr im Juridicum (Raum SR 147b).

Beim Passau International Centre for Advanced Interdisciplinary Studies handelt es sich um die zentrale Plattform für wissenschaftliche Exzellenz und interdisziplinäre Forschung und Vernetzung an der Universität Passau. Das Zentrum fördert seit dem Sommersemester 2021 Forschung entlang der drei strategischen Themenschwerpunkte der Universität Passau: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Europa. Es unterstützt mit zwei Ausschreibungsrunden pro Jahr innovative interdisziplinäre Projekt- und Veranstaltungsideen finanziell und infrastrukturell.

Prof. Dr. Michael Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics

Prof. Dr. Michael Grimm

forscht unter anderem zum technologischen Wandel in Entwicklungsländern

Welche Maßnahmen ermöglichen Entwicklungsländern Teilhabe an größeren internationalen Marktprozessen?

Welche Maßnahmen ermöglichen Entwicklungsländern Teilhabe an größeren internationalen Marktprozessen?

Prof. Dr. Michael Grimm ist Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics an der Universität Passau und Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sowie Projektleiter im DFG-Graduiertenkolleg 2720. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Entwicklungsökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik. Zuvor arbeitete der Ökonom unter anderem als  Professor für Applied Development Economics an der Erasmus Universität Rotterdam, als Gastprofessor an der Paris School of Economics sowie als Berater bei der Weltbank in Washington D.C., USA.

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