Zum Inhalt springen

Europäische Zukunftsthemen gestalten

Gesundheit, Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit: Mit zwei hochkarätig besetzten virtuellen Veranstaltungen hat die Universität Passau den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu großen, europäischen Herausforderungen vorangetrieben. Von Nicola Jacobi

„Die Aufgaben der Zeit lassen sich nur gemeinsam schaffen“, so das Credo von Europaparlamentarier Manfred Weber. Er war einer der prominenten europäischen Gäste, die Universitätspräsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch bei den beiden virtuellen Großveranstaltungen der Universität Passau zu europäischenThemen begrüßen durfte. Die Universität Passau, die zwar am Rande Deutschlands liegt, aber geographisch gesehen im Zentrum Europas, unterstrich mit den hochkarätig besetzten, virtuellen Veranstaltungen ihren Forschungsschwerpunkt zum Thema Europa: „Wir wollen zur Beantwortung wichtiger Fragen der europäischen Entwicklung beitragen“, sagte Prof. Dr. Christina Hansen, Vizepräsidentin für Internationales und Diversity der Universität Passau. Sie betonte, wie wichtig es dafür sei, sich zu vernetzen und sich in europäischen Hochschulnetzwerken einzubringen.

Dem Aspekt der Gemeinsamkeit stimmten auch die anderen Rednerinnen und Redner zu, darunter die Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Union, Stella Kyriakides, die Bayerische Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, Melanie Huml und der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler.

Gesundheit als zentrales Thema 

Beim „Symposion Digitale" des Neuburger Gesprächskreises Wissenschaft und Praxis am 7. Mai 2021 stand das Thema Gesundheit im Mittelpunkt – und insbesondere die Frage, wie sich die Digitalisierung auf die Gesundheitsversorgung der Zukunft auswirkt. Neben Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik sprachen und diskutierten auch führende Persönlichkeiten aus der Praxis, wie zum Beispiel die scheidende Ärztliche Direktorin des Klinikums Passau, Prof. Dr. Annegret Kuhn, oder die Vorstandsvorsitzenden bzw. Landesgeschäftsführerinnen der größten Gesundheitskassen AOK Bayern, Allianz Private Krankenversicherungs-AG und Barmer. 

Das gesamte Gesundheitssystem stehe derzeit im Zeichen einer „digitalen Transformation“, fasste EU-Kommissarin Kyriakides zusammen. Dabei sei es entscheidend, den Datenaustausch zu erleichtern, dabei aber die Sicherheit nicht zu vernachlässigen. Wichtig sei vor allem, grenzübergreifend und europäisch zu denken. Kyriakides sprach hier ebenso wie Weber Grenzregionen wie Niederbayern dank bereits praktizierter Zusammenarbeit und gemeinsamer Infrastruktur eine besondere Rolle zu. 

Medizincampus Niederbayern

Umfassend wurde auch über den geplanten Medizincampus Niederbayern gesprochen, für den das Bayerische Wissenschaftsministerium derzeit zwei sogenannte Satelliten-Modelle prüft. Dabei handelt es sich zum einen um das Konzept „MedizinCampus Niederbayern“ mit akademischem Zentrum an der Universität Regensburg, zum anderen um das „Medical College Niederbayern“ mit Anbindung an die Technische Universität München (TUM). Die Universität Passau spielt in beiden Modellen eine wichtige Rolle, und zwar mit ihren Kompetenzen im Bereich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.

Fakultätsübergreifende Zusammenarbeit großes Plus an der Universität Passau

Ziel des Medizincampus sei es, die medizinische Versorgung in der Region nachhaltig sicherzustellen, sagte Klinikmanagerin Prof. Dr. Kuhn. Wissenschaftsminister Sibler ergänzte, dass ein Miteinander zentral sei und alle niederbayerischen Standorte eingebunden werden müssten. Der Europaabgeordnete Weber nannte als großes Plus der Universität Passau vor allem die starke fakultätsübergreifende Zusammenarbeit zwischen der Informatik, den Juristinnen und Juristen, die Know-how in Sachen Datenschutz und -nutzung bieten, der Philosophischen Fakultät, die sich mit ethischen Fragen beschäftigt, und den Wirtschaftswissenschaften.

Europaabgeordneter Manfred Weber

Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz als große, europäische Zukunftsthemen

Das Thema Gesundheit fand auch Einzug in die digitale Veranstaltung zum Europatag am 10. Mai 2021. Weber zählte sie neben Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit, die die Schwerpunkte des Europatags an der Universität Passau bildeten, zu den großen Zukunftsthemen. 

 

Die Aufgaben der Zeit lassen sich nur gemeinsam schaffen

Europaabgeordneter Manfred Weber

Ziel des Europatages war es, eine kurze, lebendige Debatte zu organisieren, bei denen Menschen – sowohl von innerhalb als auch von außerhalb der Universität Passau – ihre Ideen einer gemeinsamen Zukunft austauschen konnten. Neben hochrangigen politischen Entscheidungsträgern wie der Staatsministerin Melanie Huml und dem Europaabgeordneten Manfred Weber waren 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der virtuellen Zoom-Konferenz zugeschaltet – aus der Universität Passau ebenso wie aus ganz Deutschland, aus Frankreich, Ungarn, Österreich, Italien und Rumänien. 

Wie schon beim Thema Gesundheit sei transdisziplinäres Denken in den Bereichen KI und Nachhaltigkeit fundamental. „KI ist das Topthema der Zukunftsgestaltung“, resümierte Weber. Man könne dieses nur in einem gemeinschaftlichen Ansatz angehen, der technologische, ethische, juristische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Die EU müsse aus Webers Sicht einen klaren Ordnungsrahmen bilden, innerhalb dessen sich Technologien der Künstlichen Intelligenz und ihrer Anwendung bewegen.

Auch Nachhaltigkeit lasse sich nur grenzübergreifend erreichen. Weber verwies in Sachen Klimapolitik auf den „European Green Deal“ und das Zwei-Grad-Ziel, wonach der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf maximal zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden sollte: „Europa ist der erste Kontinent, der diese Klimaziele rechtsverbindlich verankert.“ Staatsministerin Huml rief dazu auf, die Klimapolitik europäisch und global zu denken.

Studierende aus Passau und Budapest präsentieren Projekte

Wie wichtig die Zukunft Europas für die Universität Passau ist, zeigte sich unter anderem daran, dass Vertreterinnen und Vertreter, Studierende und Forschende aller vier Fakultäten anwesend waren. 

In zwei Vorträgen unterstrichen Studierende, welchen Beitrag Nachwuchsforscher*innen dazu leisten können. Zum ersten Schwerpunktthema des Europatages „Künstliche Intelligenz“ sprachen drei Informatikstudierende – Doktorand Kanishka Ghosh Dastidar, Masterstudent Manuel Lehner und Bachelorstudent Niklas Beierl – über Datenschutz und Energieverbrauchsaspekte, über Datensouveränität für Europa und Interpretierbare KI. Daten seien, so Dastidar, „der wichtigste Rohstoff im Informationszeitalter“. Ziel müsse es sein, eine „offene, freie und verteilte Internet-Suchinfrastruktur für Europa zu erreichen“. Die drei Nachwuchswissenschaftler zeigten aber auch, wie Hochschulen ihre Studierenden auf europäische Herausforderungen, wie zum Beispiel das Thema  Datensicherheit, vorbereiten können: durch Interdisziplinarität, internationalen Austausch und Kommunikation mit der Gesellschaft. 

Zum zweiten Schlüsselthema „Nachhaltigkeit“ stellten Studierende der Philosophischen Fakultäten zweier Universitäten ihre Forschungsprojekte und Gedanken vor. Doktorand Julian Stegemann von der Universität Passau und Masterstudent Robert Demendi von der Andrássy Universität widmeten sich der Frage „Nachhaltigkeit – Chance oder Herausforderung für Europa?“ und zeigten, wie Forschung von europäischen Kooperationen profitieren kann. 

Die Universität Passau wird die Debatte um die Zukunft Europas weiter intensiv begleiten und mitgestalten. 

Prof. Dr. Christina Hansen (ehemals Schenz)

Prof. Dr. Christina Hansen

forscht zu Diversität und Begabung im internationalen Kontext

Wie funktionieren Anordnungs- und Re-Figurationsprozesse in (Bildungs)Räumen?

Wie funktionieren Anordnungs- und Re-Figurationsprozesse in (Bildungs)Räumen?

Prof. Dr. Christina Hansen ist Lehrstuhlinhaberin für Pädagogik (Primarstufe) mit dem Schwerpunkt Diversität an der Universität in Passau. Seit August 2020 ist sie Vizepräsidentin für Internationales, Europa und Diversity.

Beim Anzeigen des Videos wird Ihre IP-Adresse an einen externen Server (Vimeo.com) gesendet.

Video anzeigen