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Crashkurs in digitaler Bildung

Schulen und Hochschulen geschlossen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice, Meetings online – von einem Tag auf den anderen mussten Bildung und Arbeit digital ablaufen. Und alle Beteiligten mussten lernen, wie digitale Kommunikation funktioniert. Von Nicola Jacobi


Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 4/2020 des Transfermagazins „TRIOLOG. Wissenschaft – Wirtschaft – Gesellschaft in Ostbayern“ mit dem Schwerpunkt Krise und Chance. Der Hochschulverbund Transfer und Innovation Ostbayern (TRIO) ist ein Projekt der sechs ostbayerischen Hochschulen, an dem auch die Universität Passau beteiligt ist. Das Projekt wird aus dem Programm "Innovative Hochschule" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. TRIO sieht sich als Impulsgeber für Innovationen in Ostbayern. Ziel von TRIO ist es, Wissens- und Technologietransfer auszubauen und aktiv zu gestalten und den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in der Region zu verstärken. 


„Weniger Defizite als vielmehr interessante Erkenntnisse“ – mit diesen Worten fasst Professor Dr. Christina Hansen ihre Erfahrungen aus den letzten Monaten im Krisenmodus zusammen. Die Vizepräsidentin der Universität Passau für Studium und Lehre und Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und -didaktik kann dabei aus zwei Perspektiven sprechen: aus der Sicht der Verwaltung eines großen Bildungsinstituts und aus der Sicht einer Lehrenden, die im direkten Kontakt mit den Studierenden steht.

Lernen in und aus der Krise

Dass die Krise der Digitalisierung einen enormen Schub verpasst hat, steht außer Frage. Gerade im Bildungsbereich. Dabei geht es, wie Hansen betont, nicht nur um die entsprechende technische Ausstattung und die Anwendungsmöglichkeiten bestimmter Tools, sondern vor allem auch darum, bisherige und neue Lehr- und Lernformate zu reflektieren und auf ihren Mehrwert hin zu überprüfen. „Digitalisierung heißt nicht: alte Pädagogik mit neuen Medien. Die Krise ist nur dann eine Chance, wenn die sinnvolle didaktische Nutzung für Lehr- und Lernprozesse sowie die Kompetenzen in Sachen Digitalisierung als Teil des Bildungsprozesses verstanden werden.“ Neue digitale Arbeitsweisen könnten zu mehr differenzierten Lernangeboten führen und so zum Beispiel individueller auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern eingehen.

Ganz wichtig beim Thema Digitalisierung in der Bildung sei, so Hansen, auch ein kreativer, kritischer und mündiger Umgang mit Daten. „Beides, die digitale Bildung und der reflektierte Umgang damit gehören meiner Meinung nach als Pflichtangebot in jede Form und Phase der Lehrerbildung.“

Zur Person

Prof. Dr. Christina Hansen (ehemals Schenz)

Foto: Universität Passau

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Die Bildungswissenschaftlerin und Psychologin Prof. Dr. Christina Hansen ist Vizepräsidentin für Studium, Lehre und Internationales an der Universität Passau. An ihrem Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik wird seit einigen Jahren aus der Perspektive der Critical Data Studies an der Ermittlung von pädagogischen, technischen und regulativen Handlungsbedarfen und -optionen zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen durch die Anbahnung von Code Literacy geforscht. Dabei geht es bewusst nicht um eine What-Works-Forschung oder eine Does-It-Work-Forschung, sondern um ein kritisches Verstehen-Wollen und ein Bewusstsein dafür, was digitale Technologien mit Bildungssettings machen.

Neue Wege des Miteinander

Dass die Krise und die damit einhergehende Digitalisierung die Kommunikation und das Miteinander massiv verändert hat, steht ebenso außer Frage. Das Normale ist fragil geworden. „Generell im sozialen Leben“, sagt die Bildungswissenschaftlerin Christina Hansen, „ist zum einen der Stellenwert der sozialen Begegnung viel stärker ins Bewusstsein getreten. Den Menschen wurde klar, wie wichtig soziale Kontakte sind. Zum anderen stellen sich Sinnfragen neu oder anders. Gewohntes wird hinterfragt und muss hinterfragt werden, Prioritäten werden neu gesetzt.“ In Schule, Hochschule und Arbeitswelt definieren sich Kommunikationswege neu, werden Lern- und Arbeitsprozesse überdacht und verändert, Strukturen angepasst – und so unter anderem auch das Krisenmanagement verbessert.

Forschung als Impulsgeber

Dass die Bewältigung der Krise neue Lösungsansätze braucht, ist auch klar. Gerade hier spielen Wissenschaft und Forschung eine wichtige Rolle. Sie können und müssen Impulse geben und Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen anbieten, so Hansen. „Es bedarf einer Stimme, die gesellschaftliche Prozesse unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten kritisch reflektiert, aber auch für die Gesellschaft an Lösungen arbeitet. Beim Thema Bildung könnte es zum Beispiel darum gehen, wie adaptive und flexiblere Lernangebote für mehr Bildungsungerechtigkeiten genutzt und Bildungssysteme damit positiv unterstützt werden können.“

Seit Mitte letzten Jahres kommen vermehrt Anfragen von Behörden und Unternehmen bei der Universität Passau an, um gemeinsam an neuen Lösungen zu arbeiten. So zum Beispiel von der Regierung von Niederbayern, die die Universität für einen „Qualitätspakt digitale Bildung“ mit ins Boot holte. „Anfangs haben alle erst einmal versucht, sich in der neuen Situation zurechtzufinden und einigermaßen durchzukommen, aber jetzt merken wir verstärkt, dass die Kompetenzen und das Wissen der Universität gefragt sind.“

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